Coronabekämpfung in Bayern Söder will »Krankenhaus-Ampel« statt Inzidenz als Richtwert

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (Archiv): Abkehr von der Sieben-Tage-Inzidenz als alleinigem Richtwert
Foto: Peter Kneffel / dpaAuch in Bayern soll künftig nicht mehr die Sieben-Tage-Inzidenz als alleiniger Richtwert für die Coronamaßnahmen gelten. »Aufgrund der hohen Impfquote ist die Methodik der ersten drei Wellen, also sich nur auf die Inzidenz zu konzentrieren, nicht mehr passend«, sagte der Ministerpräsident Markus Söder (CSU) der »Mediengruppe Münchner Merkur tz« .
Stattdessen plane man »eine Art Krankenhaus-Ampel«, die die rote Linie vorgebe. Diese solle die Situation auf den Intensivstationen widerspiegeln.
FDP will zur Normalität zurückkehren
Der bayerische FDP-Chef Daniel Föst begrüßte die angekündigte Abkehr vom Inzidenzwert. »Söder bewegt sich endlich«, sagte er der Nachrichtenagentur dpa am Samstag. Erst am Freitag hatte der FDP-Bundestagsabgeordnete von der Staatsregierung in München verlangt, »von ihrem starren Inzidenzwert-Fetisch« abzukehren. Nun sei die Frage, wie lange Corona-Einschränkungen noch aufrechterhalten werden müssten, sagte Föst. »Für uns Freie Demokraten ist der Zeitpunkt gekommen, zur Normalität zurückzukehren.«
Söder hatte erklärt, das baden-württembergische Modell soll künftig als Vorbild für Bayern dienen. »Das heißt: 3G – getestet, geimpft und genesen – gilt künftig unabhängig von der Inzidenz«, so der Ministerpräsident.
»Wir müssen ein neues Kapitel aufschlagen«
In Baden-Württemberg genießen Geimpfte und Genesene seit dem 16. August unabhängig von örtlichen Corona-Inzidenzen in vielen Bereichen wieder größere Freiheiten. Hingegen müssen Ungeimpfte wesentlich häufiger als bisher negative Antigen-Schnelltests vorweisen, die jeweils nicht älter als 24 Stunden sein dürfen. Neben Baden-Württemberg hatten auch Niedersachsen und andere Bundesländer angekündigt, dass die Inzidenzwerte künftig nicht mehr allein die Richtung in der Politik vorgeben.
»Wir müssen ein neues Kapitel aufschlagen aus Sicherheit und Eigenverantwortung«, sagte Söder der Mediengruppe. Wichtig sei es, die Belastung des Gesundheitssystems auch künftig im Blick zu behalten.
Die Krankenhaus-Ampel solle die Situation auf den Intensivstationen spiegeln. »Da wir uns bei der Ministerpräsidentenkonferenz nicht einigen konnten, entwickeln wir das in Bayern selbst«, kündigte Söder an. »So haben wir Anreize zum Impfen, mehr Normalität und verhindern gleichzeitig eine Überlastung der Krankenhäuser.«
Einen konkreten Termin zur Umsetzung der Maßnahmen nannte der Regierungschef noch nicht. Ebenso wenig äußerte er sich dazu, welche Maßnahmen er bei einer Überlastung plane: »Ich hoffe sehr, dass wir wegen des Impffortschritts überhaupt nicht in die Situation kommen.« Einen weiteren Lockdown schließt er jedoch aus. »Das können Sie den Geimpften und Genesenen nicht zumuten.«