AstraZeneca-Zulassung Spahn will Impfverordnung anpassen

Gesundheitsminister Jens Spahn: Die Einstufungen einzelner Krankheitsbilder soll in den Prioritätengruppen angepasst werden
Foto: HANNIBAL HANSCHKE / REUTERSIm Kampf gegen die Corona-Pandemie sind Impfungen das entscheidende Mittel. Bisher sind die zur Verfügung stehenden Impfdosen jedoch knapp. Per Impfordnung ist daher festgelegt, welche Gruppen wann geimpft werden. Gesundheitsminister Jens Spahn will diese Verordnung nun anpassen. Damit reagiert der CDU-Politiker auch darauf, dass die EU einen weiteren Impfstoff zugelassen hat.
Vergangene Woche hat die EU-Kommission das Präparat von AstraZeneca genehmigt. Die Brüsseler Behörde folgte damit einer Empfehlung der EU-Arzneimittelbehörde Ema. Diese gilt für Personen ab 18 Jahren ohne Altersbeschränkung. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission allerdings die Vergabe nur an Erwachsene unter 65. Diese Altersempfehlung soll künftig auch in der Impfverordnung berücksichtigt werden.
Zudem sollen Menschen mit Vorerkrankungen bei den Corona-Impfungen in Deutschland voraussichtlich teilweise etwas früher geimpft werden als bisher geplant. Gesundheitsminister Spahn will die Vorgaben zu Corona-Impfungen in Deutschland so ändern, dass die Einstufungen einzelner Krankheitsbilder in die Prioritätengruppen gemäß neuen Daten angepasst werden. Das geht aus einem Entwurf für eine veränderte Coronavirus-Impfverordnung hervor, der auch dem SPIEGEL vorliegt.
Spahn sagte am Montag in einer digitalen Pressekonferenz: »Im Grundsatz werden die Priorisierungsgruppen so bleiben, wie sie sind.« Dem Entwurf zufolge sollen nun aber etwa auch Diabetiker mit hohem Blutzuckerwerten eine Impfung mit hoher Priorität erhalten können.
Dies gilt zum Beispiel auch für Menschen mit chronischen Leber- oder Nierenerkrankungen sowie bestimmten schweren chronischen Lungenerkrankungen. In dieser Gruppe zwei mit hoher Priorität sollen sonst weiter schwerpunktmäßig Menschen ab 70 erfasst werden. Mit der Verordnung will Spahn auch die Bezahlung ärztlicher Zeugnisse für ein hohes Covid-19-Todesrisiko regeln.
Vorrangig AstraZeneca-Vakzine für unter 65-Jährige
Für die Gruppe eins mit höchster Priorität sind neben den über 80-Jährigen und Pflegebedürftigen weiter auch Beschäftigte in der Pflege, auf Intensivstationen, in Notaufnahmen und bei Rettungsdiensten vorgesehen. Wenn sie jünger als 65 Jahre sind, sollen die Beschäftigten nach Zulassung des AstraZeneca-Präparats nun aber vorrangig diesen Impfstoff erhalten. Personen, die das 65. Lebensjahr vollendet haben, sollen in dieser Prioritätsgruppe gleich Anspruch auf Impfungen mit einem der beiden anderen Impfstoffe – von Biontech und Moderna – haben.
Spahn sagte, allein in der höchsten Prioritätsgruppe gebe es schon viele 18- bis 64-Jährige – etwa Pflegekräfte oder Ärzte auf Intensivstationen –, die nun schneller mit dem neuen Impfstoff geimpft werden könnten. Wegen des insgesamt noch knappen Impfstoffes gibt es Impfungen vorerst nur in dieser ersten Prioritätsgruppe, zu der daneben auch über 80-Jährige und Pflegeheimbewohner gehören.
Spahn betonte, dass es keinen Hinweis gebe, dass der AstraZeneca-Impfstoff in höherem Alter schlechter wirke. Vielmehr lägen nicht ausreichend Daten dazu vor.