Sachsens Regierungschef Kretschmer rechnet mit Rekordzahl an Coronatoten im Winter

»Die Welle, die wir vor uns haben, wird alle bisherigen Wellen in den Schatten stellen«: Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer befürchtet eine Pandemie bis Ostern.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer

Foto: Sebastian Kahnert / dpa

Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident von Sachsen, rechnet mit einer Rekordzahl an Todesopfern der Coronapandemie und einem Andauern der vierten Corona-Welle bis Ostern. »Wir stehen erst am Anfang eines harten Winters: Die Welle, die wir vor uns haben, wird alle bisherigen Wellen in den Schatten stellen«, sagte Kretschmer der »Bild am Sonntag«. »Diese vierte Welle wird mehr Opfer, auch mehr Todesopfer, verlangen als alles, was wir bisher kannten. Aus dem vergangenen Jahr wissen wir: Wir müssen bis Ostern durchhalten. Vorher wird diese Welle nicht zu Ende sein.« Noch habe Deutschland die Chance, einen Lockdown in der Weihnachtszeit zu verhindern, so Kretschmer. »Aber die Zeit läuft uns davon.«

Kretschmer forderte weitere Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung: »Zwingend ist eine 2-G-Regel in ganz Deutschland, um Ansteckungen von Ungeimpften zu vermeiden. Um die Welle zu brechen, müssen wir auch wieder Kontakte reduzieren und möglichst viele größere Veranstaltungen wie etwa Weihnachtsmärkte im ganzen Land absagen«, sagte Kretschmer der »BamS«. »Angesichts der aktuellen Dynamik wird es keine Region in Deutschland geben, die bis Ostern nicht in eine Not­situation gerät.«

Zugleich kritisierte Kretschmer die Corona-Politik der Ampel-Parteien: »Die Corona-Politik der Ampel ist brandgefährlich. Die Entscheidungsgeschwindigkeit der neuen Koalition in Berlin ist zu langsam. Während die Ampel-Politiker in Berlin davon reden, es gebe keine pandemische Lage, explodieren im ganzen Land die Infektionszahlen. Ausbaden müssen diese Politik die Beschäftigten in den Krankenhäusern.« Des Weiteren prognostizierte er: »Wenn die Krankenhäuser überlastet sind, wenn gar nichts mehr geht, wird auch eine noch so störrische Ampel-Regierung nicht umhinkommen, zum Schutz der Bevölkerung drastische Maßnahmen bis hin zu einem Lockdown zu ergreifen.«

»SPD, Grüne und FDP können vielleicht den politischen Gegner bezwingen, aber nicht das Coronavirus«

Die Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag komme »zu spät«, so Kretschmer. »18 Monate haben Bund und Länder gemeinsam diese Pandemie bekämpft. Jetzt will die Ampel erst ihr Gesetz verabschieden und dann mit den Ministerpräsidenten sprechen. Das ist schlechter Stil. In den kommenden Wochen und Monaten wird viel schiefgehen in der Pandemiebekämpfung. SPD, Grüne und FDP können mit ihrer Mehrheit im Bundestag vielleicht den politischen Gegner bezwingen, aber nicht das Coronavirus.« Kretschmer fährt fort: »Das schuldhafte Zögern und verantwortungslose Gerede der Ampel hat schon jetzt Konsequenzen. Allein die Einigung auf kostenlose Bürgertests hat eine Woche zu lang gedauert. In dieser Woche haben sich viel mehr Leute angesteckt als nötig.«

Mit Schließung drohte Kretschmer in der »Bild am Sonntag« Restaurant-Betreibern, die die 2-G-Regel in Sachsen nicht umsetzten: »Ein Gastronom, der sich nicht an Gesetze halten will oder kann, erfüllt nicht die Voraussetzungen für eine Konzession. Der muss seinen Laden zusperren.«

jso
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