CSU-Wahldebakel Huber rechnet mit Seehofer ab

Der frühere CSU-Vorsitzende Erwin Huber fordert Konsequenzen aus dem miserablen Ergebnis seiner Partei bei der Europawahl. Er drängt im SPIEGEL auf eine zügige Regelung der Nachfolge von Chef Horst Seehofer: "Die Zeit der einsamen Ansagen ist vorbei."
Seehofer: Hubers Attacken kommen für ihn zur Unzeit

Seehofer: Hubers Attacken kommen für ihn zur Unzeit

Foto: Daniel Karmann/ dpa

Hamburg - Der ehemalige CSU-Chef Erwin Huber redet nach dem miesen Ergebnis seiner Partei bei der Europawahl Klartext. Er fordert im SPIEGEL rasche Klarheit über die Nachfolge des Vorsitzenden Horst Seehofer: "Die CSU muss die Weichen stellen für die Zeit nach Seehofer. Spätestens zur Bundestagswahl 2017 muss die neue Mannschaft stehen. Die Zeit der einsamen Ansagen ist vorbei." (Lesen Sie das komplette Interview hier im aktuellen SPIEGEL).

Die CSU hatte bei der Europawahl ein Minus von 7,6 Prozentpunkten in Bayern geholt und war auf nur noch 40,5 Prozent abgesackt.

Es könne nicht allein nach Seehofers "persönlicher Lebensplanung" gehen, sagt Huber. "Befehl und Gehorsam war der Stil des 19. Jahrhunderts." Er kritisiert, dass es der CSU nicht gelungen sei, Seehofers Machtanspruch in den vergangenen Jahren einzuhegen. "Es ist die Feigheit von vielen, die Seehofer so überdominant werden ließ."

Huber plädiert dafür, künftig die Ämter von Ministerpräsident und Parteichef wieder zu trennen. "Wir haben jetzt fast sechs Jahre die Macht in einer Hand konzentriert, da ist es überlegenswert, die Spitzenämter wieder auf zwei Leute zu verteilen. Das setzt der Macht des Einzelnen Grenzen und ermöglicht zudem, die große Bandbreite einer modernen Volkspartei besser abzubilden."

Für seine Nachfolger habe Seehofer nicht das alleinige Vorschlagsrecht, betonte Huber. "Wir dürfen uns nicht auf die von Seehofer installierten Kronprinzen beschränken. Die Nachfolgefrage geht uns alle in der Partei an."

Huber steht zwar nicht mehr in der ersten Reihe der CSU, trotzdem hat der ehemalige Parteichef noch breiten Einfluss. Gegen Seehofers Willen setzte er sich im vergangenen Herbst bei der Wahl zum Vorsitzenden des Wirtschaftsausschusses im bayerischen Landtag durch. Zudem gilt Huber anders als andere ehemalige CSU-Größen nicht als "Dauernörgler" und "Querulant", sondern als einer, der sich ernsthaft um die Zukunft der Partei sorgt. Vor der Landtagswahl zum Beispiel hatte er sich in mehreren Interviews hinter den Kurs von Seehofer gestellt.

Krisentreffen Seehofers mit Europaabgeordneten

Hubers Attacken jetzt kommen für Seehofer zur Unzeit. Eigentlich wollte der CSU-Chef sich erst Ende Juni auf einer Klausurtagung mit der Analyse der desaströsen Ergebnisse der Europawahl beschäftigen. Vor allem wollte Seehofer zum jetzigen Zeitpunkt jede Debatte über seine Nachfolge vermeiden. Beides wird jetzt kaum noch durchzuhalten sein.

Erwin Huber: "Die Zeit der einsamen Ansagen ist vorbei"

Erwin Huber: "Die Zeit der einsamen Ansagen ist vorbei"

Foto: ? Michael Dalder / Reuters/ REUTERS

Zudem hat Seehofer derzeit genug damit zu tun, Ruhe in den dezimierten Reihen der CSU-Europaabgeordneten zu schaffen. Umstritten ist vor allem, ob Markus Ferber, der Spitzenkandidat der CSU bei der Europawahl, seinen Posten als Chef der CSU-Europagruppe behalten kann. Ferber kämpft darum und hat nach Informationen des SPIEGEL in der vergangenen Woche auch versucht, die Rückendeckung von Seehofer zu erhalten. Doch der will erst mal den Willen der CSU-Europaabgeordneten ausloten. Als wahrscheinlich gilt, dass Angela Niebler Ferber aus Oberbayern an der Spitze der CSU-Gruppe ablöst. Niebler ist auch Chefin der Frauen-Union in Bayern.

Außerdem plant Seehofer, die Aktivitäten der Europagruppe mit denen der CSU in München enger zu verschränken. Der Parteichef will sich künftig auch persönlich öfter in Brüssel blicken lassen, um die geschrumpfte Europagruppe beim Kampf um die Belange Bayerns zu unterstützen.

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