CSU-Machtkampf Huber will nach Berlin
München - Beide Anwärter versuchen derzeit zu punkten, wo immer es geht. Gestern Abend erfolgte Hubers Konter: "Der Parteivorsitzende soll aus meiner Sicht als Spitzenmann in die Bundestagswahl gehen und deshalb auch nach Berlin wechseln." Damit sei jeder Zweifel ausgeräumt, dass das Gewicht der CSU in Berlin und Deutschland erhalten werden könne, sagte Huber der "Passauer Neuen Presse".
Seehofer hatte ein drohendes Szenario des Bedeutungsverlusts der CSU entworfen, wenn Huber die Partei von München aus leiten würde. Das würde das zweite Standbein der CSU schwächen und es "entschieden schwieriger" machen, in Berlin etwas durchzusetzen, sagte er im Bayerischen Rundfunk. Wenn es die von Stoiber angestrebte einvernehmliche Lösung nicht gebe, sei eine Kampfabstimmung auf dem Parteitag im September "das Normalste auf der Welt", fügte der stellvertretende CSU-Chef hinzu: "Das muss doch eine demokratische Partei aushalten."
Auch Huber würde eine Kampfabstimmung in Kauf nehmen: "Ich kandidiere. Das ist unverrückbar", sagte er. "Die Unterstützung aus dem ganzen Land ist so stark, dass etwas anderes gar nicht möglich ist. Huber steht."
Huber schloss einen Rückzieher aus, weil "das Tandem Beckstein/Huber die bessere Lösung für Land und Partei ist". Der bayerische Wirtschaftsminister wird von dem als künftiger Ministerpräsident unumstrittenen Innenminister Günther Beckstein und der CSU-Landtagsfraktion unterstützt. "Ich werde meine Freunde und Anhänger nicht enttäuschen", sagte Huber der "Augsburger Allgemeinen". "Mich freut es, dass Horst Seehofer so populär ist, weil das für die CSU gut ist. Klar ist aber auch: Die Entscheidung über den CSU-Vorsitz treffen die Delegierten des Parteitages."
"Das Haus gut bestellen"
Der bayerische Ministerpräsident Stoiber will am Freitag mit der CSU-Spitze darüber beraten, wie ein Grabenkrieg bis zum Parteitag im September noch verhindert werden kann. Dabei sieht er sich nach Angaben der Staatskanzlei als "fairen Schiedsrichter und ehrlichen Makler". Spekulationen, er könnte wegen des offen ausgebrochenen Streits um seine Nachfolge länger im Amt bleiben, wies er als "Unsinn" zurück. "Dazu stehe ich keinesfalls zur Verfügung", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Er werde wie angekündigt Ende September von beiden Ämtern zurücktreten und wolle "das Haus gut bestellt übergeben".
An der Gesprächsrunde ab 10 Uhr in der Münchner Staatskanzlei nehmen neben führenden Vertretern der Christsozialen aus Bund und Land auch Huber und Seehofer teil. Bei dem Treffen soll es auch um andere Personalfragen gehen wie um den Posten des CSU-Generalsekretärs, den derzeit Markus Söder inne hat.
Der bayerische Wissenschaftsminister Thomas Goppel sprach sich gegen eine schnelle Vorentscheidung aus. Wenn sich Seehofer und Huber nicht einigten, seien noch einige Wochen nötig, um die Alternativen mit den Mitgliedern zu besprechen, sagte Goppel der "Berliner Zeitung". Der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Hartmut Koschyk, mahnte beide Lager zu mehr Zurückhaltung. "Wer den Erfolg der Gespräche will, der sollte die wechselseitigen Ermahnungen in der Öffentlichkeit unterlassen", sagte er im "Kölner Stadt-Anzeiger".
ler/AP/AFP/ddp