Sapor-Affäre CSU-Ministerin führte Geschäfte in umstrittener Modellbaufirma

Teure Modelle vom Mörder: Christine Haderthauer spielte in der dubiosen Firma ihres Gatten eine aktive Rolle. Laut SPIEGEL-Informationen fungierte die bayerische Sozialministerin als Geschäftsführerin - und wusste wohl weit mehr, als sie bislang zugeben mochte.
Christine Haderthauer und Ehemann: Was wusste die bayerische Sozialministerin?

Christine Haderthauer und Ehemann: Was wusste die bayerische Sozialministerin?

Foto: Marc Müller/ picture alliance / dpa

München - Die bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) war stärker in fragwürdige Geschäfte ihres Mannes Hubert verstrickt als bisher bekannt. Wie Dokumente belegen, war sie nicht nur seit 1990 Gesellschafterin, sondern auch Mitgeschäftsführerin der Modellbaufirma Sapor. Mit dieser Firma wollte ihr Mann, früher Arzt im Bezirksklinikum Ansbach, hochwertige Modellautos zu Geld machen, die psychisch kranke Straftäter unter Anleitung eines Dreifachmörders in der Klinikwerkstatt gebaut hatten.

Dass Haderthauer - anders als von ihrem Mann bisher behauptet - eine aktive Rolle in der Führung der Firma spielte, zeigt unter anderem ein Brief aus dem Jahr 1993. Darin teilte sie einem anderen Gesellschafter, dem Franzosen Roger Ponton, mit, dass sie für Sapor Zollpapiere für eine Messe in Bern besorgt habe.

Im selben Schreiben bat sie Ponton um eine Vollmacht, um künftig auch in seinem Namen "die notwendigen Maßnahmen zur Geschäftsführung vornehmen" zu können. Umgehend bevollmächtige Ponton sie, "alle zur Geschäftsführung notwendigen Handlungen auch in meinem Namen vorzunehmen. Insbesondere soll Frau Haderthauer für die Gesellschaft zeichnungsberechtigt sein".

Arglistig getäuscht

In ihrer ersten Stellungnahme zu der Affäre überhaupt heißt es nun gleichwohl: Die "Geschäfte hat mein Mann geführt". Im Übrigen betreffe der "gesamte Komplex die Zeit vor meinem landespolitischen Engagement. Aus dem gesamten Sachverhalt ist in keinerlei Hinsicht etwas Kritikwürdiges abzuleiten."

Tatsächlich war Haderthauer aber auch noch in ihrer Ministerzeit mit der Firma befasst. Nachdem sie 2003 ihre Anteile an ihren Mann übertragen hatte, hatte Hubert Haderthauer die Firma 2008 verkauft. Dies geschah allerdings ohne Rücksprache mit dem Mitgesellschafter Ponton. Im Jahr 2011 drohte Ponton der Ministerin mit rechtlichen Schritten. Darauf schloss das Ehepaar Haderthauer einen Vergleich mit dem Franzosen und zahlte ihm 20.000 Euro.

Ponton kündigte nun eine Prüfung an, ob er diesen Vergleich anfechten könne, weil er sich nach eigenen Angaben "arglistig getäuscht" fühlt. Erst kürzlich habe er aus der Presse erfahren, dass für Sapor 130 Autos gebaut wurden und so mutmaßlich ein Millionenumsatz erzielt wurde.

dkr
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