Die Polizei hat mit der Räumung des Dannenröder Forsts begonnen. Das hessische Waldgebiet soll für den Weiterbau der Autobahn 49 gerodet werden. Umweltaktivistinnen und -aktivisten wollen das verhindern. Sie haben das Areal vor mehr als einem Jahr besetzt, Barrikaden und Baumhäuser errichtet - und sich nun verschanzt.
Lola Löwenzahn, Aktionsbündnis Autokorrektur
"Wir werden natürlich als Waldbesetzung hier den Wald weiter schützen und verteidigen, das war von Anfang an unser Ziel, und natürlich auch zeigen: Jetzt beginnt quasi die Räumung an dem Ort, wo Menschen seit einem Jahr schon zusammenleben und seit einem Jahr versuchen, ihre Kritik, die sie an unserer Gesellschaft haben - diese Gesellschaft, die erst dafür sorgt, dass wir mitten in der Klima-Krise sind, dass wir eine Verkehrswende brauchen -, die hier ihre Kritik leben und sagen, wir wollen abseits von Wachstum, von Konsumzwang, von Leistungszwang leben. Und wir bauen uns hier eine alternative Lebensweise auf."
Die Polizei ist mit mehreren Hundert Beamtinnen und Beamten aus ganz Deutschland im Einsatz. Mehrere Aktivisten hätten versucht, auf Baumaschinen zu klettern, was die Polizei mit einem Schlagstockeinsatz verhinderte. Ein Aktivist wurde leicht verletzt. Bereits am Morgen hatte es Zusammenstöße im Wald gegeben.
Sylvia Frech, Polizeisprecherin
"In der Hauptsache ist es bislang heute noch ruhig. Wir haben allerdings auch schon vereinzelte Steinwürfe bzw. Beschuss mit Pyrotechnik in Richtung unserer Kollegen gehabt. Und ich kann es nur noch wiederholen: Das ist definitiv nicht akzeptabel."
Es dürfte ein langer und aufwändiger Einsatz werden: Die Polizei schätzt, dass es rund 100 Behausungen im Wald gibt – Baumhäuser und Zelte. Hinzu kämen schätzungsweise 400 Hindernisse auf den Waldwegen, die teilweise mit Beton verstärkt worden seien.
Sylvia Frech, Polizeisprecherin
"Die Polizei ist heute in zwei Richtungen unterwegs. Zum einen finden logistische Arbeiten statt, zusammen mit der Baufirma. Das ist vor allem im südlichen Bereich des Dannenröder Forstes der Fall. Und hier im nördlichen Bereich des Dannenröder Forstes sind wir unterwegs, um Gefahrenquellen zu beseitigen. Das heißt, unsere Kollegen gehen hier die Wege entlang, schauen, was sich ihnen dort bietet und welche Gefahren dort auch schon beseitigt werden können. Bislang konnten wir feststellen diverse Barrikaden, die sich auf den Wegen befanden, so wie wir es ja auch schon vermutet haben, teilweise tiefe Gräben, die ausgehoben wurden, sodass kein Fahrzeug entlangfahren könnte. Und zudem haben wir im Bereich hier hinter uns auch zwei Tripods aufgebaut."
Große Dreibeine - eine weitere Herausforderung für die Polizei. Der geplante Autobahnabschnitt soll Nord- und Mittelhessen miteinander verbinden. Für den Bau sollen rund 85 Hektar Wald weichen, davon 27 Hektar im Dannenröder Forst.
Lola Löwenzahn, Aktionsbündnis Autokorrektur
"Es liegt natürlich schon die ganzen letzten Tage und Wochen so eine Anspannung hier über dem Wald. Wir haben diese Woche damit gerechnet, dass es losgeht. Ich persönlich bin trotzdem schockiert, dass die Politik hier weiter Fakten schaffen will, weiter in Zeiten von der Klimakrise jetzt den nächsten Wald wieder zerstören möchte."
Der Autobahnbau soll laut Landkreis im September 2021 beginnen. Der hessische Landesverband des BUND und die globalisierungskritische Organisation Attac kritisierten, dass die Räumung trotz der hohen Corona-Infektionszahlen stattfindet.