De Maizière in Afghanistan Antrittsbesuch im Hindukusch

Minister de Maizière auf dem Weg nach Afghanistan: Zwei Fahrzeuge beschossen
Foto: Michael Kappeler/ dpaKabul - Thomas de Maizières Vorgänger hat Maßstäbe gesetzt: Neunmal reiste Karl-Theodor zu Guttenberg als Verteidigungsminister nach Afghanistan. Sein Nachfolger startete jetzt seinen ersten Besuch im neuen Amt. De Maizière traf am Samstag dreieinhalb Wochen nach seiner Ernennung in der afghanischen Hauptstadt Kabul ein.
Dort sollte der Verteidigungsminister den afghanischen Staatschef Hamid Karzai treffen sowie den Oberbefehlshaber der NATO-Truppe ISAF, US-General David Petraeus. Die Reise wurde aus Sicherheitsgründen wie üblich bis zur Ankunft des Ministers geheim gehalten.
De Maizière hatte Anfang März den Posten des Verteidigungsministers von Guttenberg (CSU) übernommen, nachdem dieser wegen der Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit zurückgetreten war. Bis dahin hatte de Maizière das Amt des Bundesinnenministers inne. In dieser Funktion war er bereits vor einem Jahr nach Afghanistan gereist, um sich dort über die maßgeblich von Deutschen organisierte Polizeiausbildung zu informieren.
Erst am Freitag hatte der Bundestag den Afghanistan-Einsatz ausgeweitet: Bis zu 300 deutsche Soldaten sollen sich künftig an der Luftüberwachung durch Awacs-Flugzeuge der Nato beteiligen. So will die Bundesregierung die Verbündeten im Libyen-Konflikt entlasten. Die zusätzlichen Soldaten für den Afghanistan-Einsatz werden aus der flexiblen Reserve geschöpft, die Mandatsobergrenze bleibt unverändert bei 5350 Soldaten.
Derzeit sind rund 5170 deutsche Soldaten am Hindukusch im Einsatz, wegen des Truppentauschs etwas mehr als gewöhnlich. In den vergangenen Monaten hatte die Größe des deutschen Kontingents meist bei knapp 5000 Soldaten gelegen.
Zwei Fahrzeuge beschossen
Bei einem Luftangriff der Nato-Truppen in Afghanistan sind nach Angaben der internationalen Afghanistantruppe mehrere Zivilisten getötet worden. Wie die Nato am Samstag bekanntgab, wurden am Vortag zwei Fahrzeuge beschossen, in denen Taliban-Kämpfer vermutet worden seien; tatsächlich hätten sich in den Fahrzeugen, die im Bezirk Naw Sad in der Provinz Helmand unterwegs gewesen seien, aber Zivilisten befunden. "Afghanische Zivilisten wurden versehentlich getötet und verletzt", hieß es in einer von der Afghanistan-Truppe ISAF zu dem Vorfall veröffentlichten Erklärung.
Präsident Karzai hatte erst Mitte des Monats den Tod von Zivilisten bei Nato-Einsätzen erneut scharf verurteilt. Karzai sprach von einem Ende der Toleranz und forderte ein Ende der Militäraktionen in seinem Land.
Erst Anfang März waren nach afghanischen Angaben an der Grenze zu Pakistan neun Kinder bei einem Nato-Luftangriff getötet worden. Im vergangenen Jahr hatte die Zahl der getöteten Zivilisten in Afghanistan einen neuen Höchststand erreicht.