Infografik der Woche Deutschland altert - trotz Zuwanderung

In der Flüchtlingskrise suchen vor allem junge Menschen in Deutschland Zuflucht. Kann das die Vergreisung der Bevölkerung stoppen? Die Infografik der Woche zeigt unterschiedliche Prognosen.
Foto: Statista, SPIEGEL ONLINE

Die Flüchtlingskrise verändert Deutschland - aber nicht so spürbar, dass sich der demografische Wandel damit erledigen würde. Das geht aus unterschiedlichen Berechnungen hervor, die das Statistische Bundesamt in seiner langfristigen Bevölkerungsprognose  vergleicht. Wie die Infografik der Woche von Statista  und SPIEGEL ONLINE zeigt, hätte selbst eine relativ starke Zuwanderung nur einen geringen Effekt auf den Altersaufbau der Bevölkerung.

"Relativ stark" bedeutet in der Modellrechnung, dass ab 2016 in jedem Jahr 300.000 mehr Menschen nach Deutschland kommen als fortziehen. Zudem geht das Statistische Bundesamt in dieser Variante davon aus, dass die zusammengefasste Geburtenziffer bei 1,4 Kindern pro Frau stabil bleibt und die Lebenserwartung weiter leicht ansteigt. Im Jahr 2060 geborene Kinder hätten dann eine Lebenserwartung von 84,8 Jahren (Jungen) beziehungsweise 88,8 Jahren (Mädchen).

Syrische Kinder in Oberhausen im November 2015

Syrische Kinder in Oberhausen im November 2015

Foto: REUTERS

Der Vergleich der Bevölkerungspyramiden zeigt deutlich: Die Zuwanderung von 300.000 Personen jährlich würde das Ausmaß der Alterung mindern, aber nicht umkehren. Dabei ist schon berücksichtigt, dass Personen, die nach Deutschland kommen, im Durchschnitt jünger sind als diejenigen, die ins Ausland ziehen.

Die Bevölkerungspyramide der Asylsuchenden im Jahr 2015 zeigt dieses Phänomen - allerdings in einer extremen Ausprägung, da in der Darstellung alle weiteren Zuwanderer fehlen, die nicht Asyl in Deutschland beantragt haben. In der Prognose des Statistischen Bundesamts wurden diese Personen allerdings berücksichtigt. Weil ihre Altersstruktur jünger ist als die der Fortziehenden, verjünge sich auch die Gesellschaft insgesamt.

Doch den demografischen Wandel aufhalten kann dieser Effekt wohl nicht, dafür bräuchte es schlicht ein noch viel größeres Wanderungsplus. Wirksamer wäre zudem eine höhere Geburtenrate. Läge diese bei 2,1 Kindern je Frau, würde die Einwohnerzahl Deutschlands laut der Prognose langfristig sogar steigen - auch bei einer Nettozuwanderung von nur 100.000 Menschen pro Jahr.

Das Liniendiagramm zeigt im Vergleich, wie sich die unterschiedlichen Varianten der Prognose auf die Entwicklung der Bevölkerungsgröße auswirken. Lediglich bei einer höheren Geburtenrate wächst sie, alle anderen Varianten führen langfristig zu einer sinkenden Einwohnerzahl. Eines aber ist allen Modellen gemein: Die Alterung der Gesellschaft setzt sich tendenziell weiter fort. Das war auch in den Neunzigerjahren so, als über mehrere Jahre deutlich mehr Menschen nach Deutschland einwanderten als fortzogen.

(Fahren Sie mit der Maus über die Kurven oder berühren Sie diese, um die genauen Werte zu sehen.)


Mehr Infografiken der Woche finden Sie auf der Themenseite.

che/agr
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