Designierter Bundespräsident Gauck kommt nicht zu Wulffs Zapfenstreich

Wulff, Gauck (nach der Bundesversammlung im Juni 2010): Bisher gutes Verhältnis
Foto: Hannibal Hanschke/ picture alliance / dpaBerlin - Christian Wulff wird ohne seinen designierten Nachfolger Joachim Gauck aus dem Amt verabschiedet: Gauck werde am Donnerstagabend nicht am Zapfenstreich für den ehemaligen Bundespräsidenten teilnehmen, bestätigte sein Sprecher SPIEGEL ONLINE. Er sagte: "Eine Teilnahme Gaucks stand nie zur Debatte." Der designierte Bundespräsident habe "keine Einladung bekommen". Gaucks Sprecher sagte weiter: "Er hat aber auch nicht damit gerechnet, eine Einladung zu bekommen."
Gauck hatte dennoch lange mit der Bekanntgabe gewartet, dass er nicht am Zapfenstreich für Wulff teilnehmen wird.
In den vergangenen Tagen hatte es immer mehr Stimmen gegeben, die Wulff einen Verzicht auf den Zapfenstreich nahelegten. Zudem gab es Irritationen darüber, dass keiner der Vorsitzenden der Bundestagsfraktionen eingeladen wurde, nicht einmal Unionsfraktionschef Volker Kauder und sein FDP-Kollege Rainer Brüderle. Diskutiert wird auch über die Frage, ob Wulff angesichts seiner Verfehlungen und des drohenden Verfahrens gegen ihn nicht auf einen Teil der ihm zustehenden Versorgungsleistungen verzichten sollte.
Guter Draht zwischen Gauck und Wulff
Gauck und Wulff wurde ein sehr entspanntes Verhältnis nachgesagt, trotz der Rivalität im Vorfeld der letzten Wahl zum Bundespräsidenten. Damals hatte Gauck als von SPD und Grünen unterstützter Bewerber den schwarz-gelben Kandidaten Wulff an den Rand einer Niederlage gebracht, dieser erzielte in der Bundesversammlung erst im dritten Wahlgang eine Mehrheit. Allerdings hatten sich Gauck und Wulff stets ihren gegenseitigen Respekt versichert, beim Sommerfest des Bundespräsidenten kurz nach der Wahl Wulffs sah man die beiden im vertrauten Gespräch.
Wulffs Amtsvorgänger Walter Scheel, Richard von Weizsäcker, Roman Herzog und Horst Köhler wollen nach Medienberichten ebenfalls nicht an der Zeremonie teilnehmen. Mit dabei sein werden neben dem kommissarischen Bundespräsidenten Horst Seehofer (CSU) aber auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Verteidigungsminister Thomas de Maizière (beide CDU).