Marodes Schienennetz Bahn-Betriebsräte schlagen Alarm

270 Bahn-Betriebsräte fordern von Verkehrsminister Scheuer in einem Brandbrief 2,7 Milliarden Euro mehr Investitionen in das marode Schienennetz. Sie monieren einen "besorgniserregenden Zustand".
Insgesamt zehn Milliarden Euro mehr pro Jahr für Investitionen fordern Bahn-Betriebsräte in einem Brief an Scheuer. Vor allem für das marode Schienennetz (Symbolbild).

Insgesamt zehn Milliarden Euro mehr pro Jahr für Investitionen fordern Bahn-Betriebsräte in einem Brief an Scheuer. Vor allem für das marode Schienennetz (Symbolbild).

Foto: Uli Deck/ dpa

"Auch 25 Jahre nach der Bahnreform ist die Schieneninfrastruktur des Bundes weiter dramatisch unterfinanziert und hat aus unserer Sicht einen besorgniserregenden Zustand erreicht", heißt es in einem Schreiben an Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Der Brief wurde von 270 Betriebsräten der Deutschen Bahn unterzeichnet.

Für die Modernisierung des Schienennetzes fordern die Betriebsräte zusätzliche 2,7 Milliarden Euro pro Jahr. Nach den Haushaltseckwerten soll die Bahn von 2020 an jährlich 4,5 Milliarden Euro bekommen, um ihr Netz instand zu halten. Das ist schon eine Milliarde mehr als bisher - aber aus Sicht der Betriebsräte immer noch zu wenig.

Um alle nötigen Verbesserungen umsetzen zu können, braucht die Bahn nach Angaben der Verfasser bis 2030 sogar insgesamt jährlich zusätzliche zehn Milliarden Euro. Denn zum Schienenausbau kämen auch noch die Digitalisierung der Fahrzeuge oder der Umbau von Bahnhöfen dazu.

"Wenn Gleise Menschen wären, wäre jeder sechste jenseits des Rentenalters"

Nicht nur die Kunden, auch die Mitarbeiter des Staatskonzerns bekommen nach Aussage der Betriebsräte die Auswirkungen des maroden Netzes zu spüren. Sie müssten die veraltete Infrastruktur immer wieder reparieren, um einen sicheren Betrieb zu garantieren "oft am Rande der persönlichen Belastungsgrenze oder darüber hinaus", wie es weiter in dem Brandbrief heißt.

Dabei sollen sich die Menge der Reisenden nach Willen von Bahnchef Richard Lutz über die nächsten Jahre noch erheblich erhöhen. Sein Unternehmen hatte angekündigt, die Passagierzahlen bis zum Jahr 2030 auf mehr als 200 Millionen Fernreisende zu erhöhen. 2018 fuhren etwa 148 Millionen Reisende mit Fernverkehrszügen und damit vier Prozent mehr als noch 2017.

In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung Lutz: "Die Menschen wollen mit der Bahn reisen. Allerdings wird 2030 eine Herausforderung, allein weil wir derzeit aufgrund der Infrastruktur limitiert sind." Den Rückstau bezeichnete er als enorm. "Wenn unsere Gleise Menschen wären, wäre jeder sechste jenseits des Rentenalters und müsste trotzdem jeden Tag einen verdammt harten Job erledigen."

cbu/dpa
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