Deutscher Marinechef Schönbach »Das ist Unsinn«
Neu-Delhi 21.1.2022
Dieser Auftritt in einer Gesprächsrunde eines indischen Think-Tanks kostete Marinechef Kay-Achim Schönbach das Amt. In Neu-Delhi äußerte sich der 56-jährige Inspekteur der Deutschen Marine zum Ukrainekonflikt wie folgt:
Kay-Achim Schönbach
Marinechef
»Meine Minister haben mich gefragt, was Russland wirklich will. Ist Russland wirklich daran interessiert, einen winzigen Streifen ukrainischen Bodens einzuverleiben? Nein, das ist Unsinn. Ich glaube, Putin übt wahrscheinlich Druck auf sie aus, weil er es kann. Er weiß, dass er die Europäische Union spaltet. Aber was er wirklich will, ist Respekt. Er will Respekt auf Augenhöhe. Und – mein Gott – jemandem Respekt zu zollen, kostet fast nichts, kostet nichts. Würde man mich fragen – aber ich werde nicht gefragt – ist es leicht, ihm den Respekt zu zollen, den er will – und wahrscheinlich sogar verdient. Russland ist ein altes Land, es ist ein wichtiges Land. Selbst wir, Indien und Deutschland, brauchen Russland, weil wir Russland gegen China brauchen. Aus meiner Perspektive – und ich bin ein radikaler römisch-katholischer Christ, ich glaube an Gott und an das Christentum – und Russland ist ein christliches Land, auch wenn Putin Atheist ist, das ist egal. Wir brauchen dieses große Land, auch wenn es keine Demokratie ist, als bilateralen Partner. Wir müssen ihm die Chance geben, auf Augenhöhe mit der EU und den USA zu sein. Es ist einfach, und es hält uns Russland wahrscheinlich von China fern. Denn China braucht die Ressourcen Russlands. Und sie werden sie ihnen geben, denn unsere Sanktionen laufen manchmal in die falsche Richtung. Aber das ist Außenpolitik, das machen Politiker. Natürlich können wir nicht damit einverstanden sein, was Russland in Tschetschenien oder anderswo macht. Natürlich muss das angesprochen werden. Und natürlich muss auch angesprochen werden, was in der Ukraine passiert. Die Krim-Halbinsel ist weg, sie wird nie zurückkommen, das ist eine Tatsache. Wir müssen lernen, dass politische Themen heikel und emotional sind. Es tut mir leid, jetzt weiß ich gar nicht mehr, was Ihre Frage war…«
Indischer Delegierter:
»Nein, Sie haben die Frage beantwortet.«
Kay-Achim Schönbach hatte seine Aussagen auf Twitter später als »unbedacht, fehl eingeschätzt in der Situation« bezeichnet. Er bat daraufhin Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht um die Versetzung in den Ruhestand. Die Ministerin entsprach der Bitte um Entlassung umgehend.