Rotes Kreuz Suche nach Hunderten vermissten Flüchtlingskindern

Tausende Kinder aus Krisenregionen suchen in Deutschland Schutz, viele gehen auf der Flucht verloren. Das Rote Kreuz sucht fieberhaft nach ihnen - doch derzeit kommen monatlich rund hundert Vermisstenmeldungen hinzu.
Minderjährige Flüchtlinge (im westfälischen Hamm): Fast 700 vermisste Kinder

Minderjährige Flüchtlinge (im westfälischen Hamm): Fast 700 vermisste Kinder

Foto: Ina Fassbender/ dpa

Der Anstieg der Zahlen ist alarmierend: Beim Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sind seit Jahresbeginn 696 Anfragen zu vermissten Kindern und Jugendlichen eingegangen. Sie seien oftmals auf der Flucht von ihren Angehörigen getrennt worden, teilt das DRK mit . Meist fragen demnach Familien aus dem Ausland nach, ob sich ihr Kind in Deutschland aufhält.

Die Zahl markiert einen deutlichen Anstieg gegenüber 2014. Im gesamten Vorjahr waren beim Roten Kreuz 827 solcher Anfragen eingegangen - zumindest in einigen Fällen habe die Organisation helfen können, hieß es.

Die meisten Anfragen kämen aus Afghanistan, sagte DRK-Sprecher Dieter Schütz. Der Suchdienst werde aber auch häufig von syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen kontaktiert.

Kritik an geplantem Flüchtlingsgesetz

Kritisch äußerte sich die Organisation zu dem Gesetzentwurf für die bundesweite Verteilung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge, der an diesem Mittwoch Thema im Bundeskabinett sein wird. Der Entwurf sieht vor, dass Betroffene binnen sieben Werktagen an die rund 600 Jugendämter verteilt werden sollen.

Dieser Zeitraum sei zu kurz, um zu beurteilen, welche Betreuung erforderlich und möglich sei. "Dafür werden erfahrene Betreuer und Dolmetscher gebraucht", sagte die DRK-Vizepräsidentin Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg. Diese seien jedoch nicht in jeder Kleinstadt zu finden.

Die Zahl der minderjährigen Flüchtlinge, die ohne Angehörige nach Deutschland kommen, steigt immer weiter. 2013 kamen rund 6500, im vergangenen Jahr etwa 7500 unbegleitete Flüchtlinge nach Deutschland.

Europas tödliche Grenzen
Foto: Carlos Spottorno/DER SPIEGEL

Spanien-Marokko, Griechenland-Türkei, Ungarn-Serbien: Orte entlang dieser drei Grenzen zeigen, mit welch rabiaten Methoden sich Europa gegen Arme und Schutzsuchende abschottet. SPIEGEL-Reporter Maximilian Popp und Fotograf Carlos Spottorno reisten zu Schutzzäunen und in Auffanglager, sie begleiteten Patrouillen auf See und trafen Flüchtlinge, die alles riskieren für eine Zukunft in Europa.

mxw/dpa/AFP
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