Nach Benin-Bronzen Deutschland gibt Ahnenköpfe der Maori an Neuseeland zurück

Von Mannheim aus kehren mehrere mumifizierte Maori-Köpfe in ihre Heimat Neuseeland zurück. Die Ahnenköpfe kamen während der Kolonialzeit auf teils abenteuerlichen Wegen in deutsche Museen.
Rückgabezeremonie von sterblichen Überresten neuseeländischer Indigener am 23. Mai in den Staatlichen Ethnografischen Sammlungen in Leipzig

Rückgabezeremonie von sterblichen Überresten neuseeländischer Indigener am 23. Mai in den Staatlichen Ethnografischen Sammlungen in Leipzig

Foto: Jan Woitas / dpa

Deutschland bemüht sich um die Rückgabe weiterer kolonialer Raubgüter. Drei mumifizierte Maori-Köpfe werden heute in einer feierlichen Zeremonie in Mannheim an eine neuseeländische Delegation übergeben. Der Mannheimer Gemeinderat hatte am 25. April die Rückführung der Ahnenköpfe (»Toi Moko«) nach Neuseeland beschlossen. Das Land bemüht sich schon seit Jahren um die Rückführung menschlicher Überreste.

Nach Angaben der Stadt Mannheim gab es bereits zahlreiche Rückführungen aus europäischen Museen. Für dieses Jahr sind Rückgaben mit sieben deutschen Museen und Sammlungen vereinbart. Nach den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen steht am kommenden Dienstag eine Rückgabe von Vorfahren im Linden-Museum Stuttgart auf dem Plan.

Aufarbeitung des kolonialen Erbes

Die Restitutionen stehen im größeren Kontext von Rückgaben von Museumsstücken aus der Kolonialzeit. Unter den etwa 40.000 Kulturgütern der Sammlung »Weltkulturen« der Reiss-Engelhorn-Museen befinden sich laut Stadt viele aus kolonialen Kontexten. Dies bedeute: Sie seien in ehemaligen europäischen Kolonien erworben worden, deren Rahmenbedingungen durch das Herrschafts- und Machtgefälle zwischen Kolonialmacht und Einheimischen geprägt gewesen seien. Museen wollen bei der Aufarbeitung des kolonialen Erbes ihren Beitrag zur Wiedergutmachung leisten.

»Ein tiefes Bedürfnis«

»Die Rückgabe der menschlichen Überreste ist uns als Landesregierung ein tiefes Bedürfnis. Sie sind zu Unrecht nach Europa verbracht worden. Wir sehen uns dabei auch in der Verantwortung, umfassend über unsere koloniale Vergangenheit zu informieren«, sagt Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne).

Für viel Aufsehen hatte Ende 2022 die Rückgabe wertvoller Benin-Bronzen aus Museen in Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart und Dresden/Leipzig geführt. Mehr als 1100 der Arbeiten aus dem Palast des damaligen Königreichs Benin, das heute zu Nigeria gehört, waren bisher in rund 20 deutschen Museen zu finden. Die Objekte, die neben Bronze auch aus Elfenbein und anderen Materialien gefertigt sind, stammen größtenteils aus britischen Plünderungen im Jahr 1897.

Die Rückgabe war zum Politikum geworden: Berlin hatte gehofft, die Bronzen würden in einem Museum ausgestellt. Benin übergab sie stattdessen in Privatbesitz. Vor allem die grüne Außenministerin Annalena Baerbock, die sich für die Rückgabe starkgemacht hatte, wurde daraufhin kritisiert. Die Rückgabe sei zum »Fiasko« geworden.

mrc/dpa
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