Die Flick-Affäre Ein Mann kaufte die Republik

In den siebziger Jahren kümmerte sich Friedrich Karl Flick mit seinem Generalmanager Eberhard von Brauchitsch um die "Pflege der Bonner Landschaft" - mit Zuwendungen an Politiker von Union, SPD und FDP. Die Flick-Affäre war der größte Wirtschaftsskandal der Nachkriegszeit.

Hamburg - Der SPIEGEL titelte 1984 "Flick - ein Mann kauft die Republik", und die "Süddeutsche Zeitung" sah in der Parteispendenaffäre ein "Bonner Watergate". Am Ende des größten Wirtschafts- und Politkrimis der Nachkriegszeit um illegale Spenden an Spitzenpolitiker standen Prozesse wegen Steuerhinterziehung, ein Untersuchungsausschuss - und das Ende etlicher Politkarrieren.

Der Skandal begann eher harmlos: Der Bonner Kaufmann Peter Müllenbach erstattete Anzeige, weil er sich von einem Geschäftspartner um 110.000 Mark betrogen fühlte. Der Steuerfahnder Klaus Förster übernahm die Ermittlungen - und stieß dabei nach und nach auf die Flick-Affäre. Denn in den Listen des früheren Flick-Buchhalters Rudolf Diehl über Geldtransfers gab es dubiose Vermerke - etwa "FKF wg FJS". Das bedeutete nichts anderes als: Friedrich Karl Flick wegen Franz Josef Strauß. Insgesamt 925.000 Mark für den CSU-Politiker kamen bei diesen Eintragungen zusammen. Flick gab später zu, dem bayerischen Ministerpräsidenten mehrfach hohe Geldbeträge gegeben zu haben.

Flick hatte im Januar 1975 Daimler-Benz-Aktien in Höhe von mehr als 1,9 Milliarden Mark verkauft und für die Wiederanlage Steuerbefreiungsanträge gestellt. Die meisten waren genehmigt worden. 1981 wurde dann bekannt, dass Flick-Manager zwischen 1969 und 1980 an die CDU/CSU rund 15 Millionen Mark, an die FDP zirka 6,5 Millionen und an die SPD rund 4,3 Millionen Mark gespendet hatten - am Finanzamt vorbei. Natürlich stand der Verdacht im Raum, dass die Spenden im Zusammenhang mit der Steuerbefreiung standen. Der SPIEGEL brachte regelmäßig neue Enthüllungen.

Zur Aufklärung des Skandals gründete der Bundestag 1983 einen Untersuchungsausschuss. Zwei Jahre lang befasste er sich mit den Machenschaften. Immer wieder ging es dabei darum, wie sich der Flick-Manager Eberhard von Brauchitsch um die "Pflege der Bonner Landschaft" gekümmert hatte - so hatte dieser Flicks Geldzahlungen tituliert. Im Gremium wetterte der damalige Grünen-Politiker Otto Schily, dessen Partei kein Geld bekommen hatte, gegen die Altparteien.

Etliche Politiker stürzten über die Affäre: Der damalige Bundeswirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff und sein Vorgänger Hans Friderichs (beide FDP) hatten mehrere Hunderttausend Mark erhalten. Lambsdorff trat im Juni 1984 zurück. Friderichs wurde am 1. Januar 1985 von seinem damaligen Amt als Vorstandssprecher der Deutschen Bank freigestellt. Beide wurden später wegen Steuerhinterziehung zu hohen Geldstrafen verurteilt. Im Oktober 1984 trat auch der Bundestagspräsident Rainer Barzel (CDU) zurück, der vor dem Ausschuss belastet worden war.

Brauchitsch wurde zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt, die gegen eine Geldbuße von 550.000 Mark zur Bewährung ausgesetzt wurde.

Der ebenfalls belastete Bundeskanzler Helmut Kohl kam davon. Der CDU-Politiker berief sich vor Gericht und vor dem Untersuchungsausschuss auf Erinnerungslücken.

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