Streit an der Parteispitze Grünen-Chefin ermahnt "Ich-AG" Özdemir

Der Konflikt an der Grünen-Doppelspitze droht den anstehenden Parteitag zu überschatten. Im SPIEGEL fordert Simone Peter ihren Ko-Chef Cem Özdemir auf, sich endlich teamfähiger zu verhalten.
Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir und Simone Peter

Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir und Simone Peter

Foto: Britta Pedersen/ dpa

Ein knappes Jahr vor der Bundestagswahl wollen die Grünen auf ihrem Parteitag in zwei Wochen festzurren, mit welchem Programm sie für sich werben wollen. Es geht um die großen Fragen: Wie links wollen sie sein, wie wirtschaftsfreundlich? Favorisiert die Partei eine rot-rot-grüne Koalition oder doch ein schwarz-grünes Experiment im Bund? Der Flügelkampf der Partei wird immer stärker spürbar - doch anstatt die Partei zu einen, streiten sich die beiden Vorsitzenden lieber. (Lesen Sie hier die ganze Geschichte im neuen SPIEGEL.)

Jetzt fordert Simone Peter ihren Amtskollegen Cem Özdemir auf, sich teamfähiger zu verhalten: "Das Amt der Bundesvorsitzenden beinhaltet, Kompromisslinien zu finden und die Partei im Team zu führen, nicht als Ich-AG", sagte sie dem SPIEGEL. Peter und Özdemir führen die Partei seit drei Jahren gemeinsam.

Zwischen ihnen herrscht schon länger ein Machtkampf um die Ausrichtung der Grünen. Peter steht für den linken Flügel, Özdemir für die Realos. Doch seit Özdemir in der Urwahl für das Spitzenteam zur Bundestagswahl kandidiert und sein Profil entsprechend schärfen will, wird der Konflikt immer häufiger öffentlich ausgetragen.

So konnten die beiden Parteichefs etwa in der Frage, ob die Grünen für eine Vermögenssteuer werben sollen und wenn ja, wie diese gestaltet sein soll, keinen Kompromiss finden. Weil es keine Fortschritte gab, preschten vergangene Woche die Fraktionsvorsitzenden Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter vor und präsentierten einen eigenen Vorschlag. Kurz sah es so aus, als wäre eine Lösung gefunden, hinter der sich beide Lager versammeln könnten.

Doch dann grätschten Peter und Özdemir dazwischen. Peter versuchte, den Kompromiss als Erfolg für ihre Position und das linke Lager umzudeuten. Das Realo-Lager rund um Özdemir war sauer, in einer eilig organisierten Telefonkonferenz schimpften sie über Peters Vorgehen. Fraktionschefin Göring-Eckardt war nach SPIEGEL-Informationen verärgert, weil Peters Vorgehen es den Realos nun schwerer macht, dem Verstoß zuzustimmen.

In der Partei sorgt der Konflikt zwischen den Chefs zunehmend für Unruhe. Abgeordnete und Funktionäre fragen nervös, wie es weitergehen soll. Auf die Parteispitze angesprochen tut eine Spitzengrüne so, als würde sie verzweifelt ihren Kopf auf die Tischplatte knallen.

Und der Altgrüne Rezzo Schlauch fühlt sich bei Peter und Özdemir an die Hühner aus Wilhelm Buschs "Max und Moritz" erinnert: "In die Kreuz und in die Quer reißen sie sich hin und her", reimte er dem SPIEGEL vor. Die Hühner sind am Ende der Szene tot.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren