Die Lage am Samstag Liebe Leserin, lieber Leser,

das war die schlimmste Rede, die ich in meinem Leben gehört habe. Es war eine der schlimmsten Reden eines demokratischen Spitzenpolitikers überhaupt. Bad, very bad. Es war die endgültige Rückkehr zu einem aggressiven Nationalismus in den USA. Nicht Paris, sondern Pittsburgh, nicht die Welt, sondern "wir", die Amerikaner, oder "ich", Donald Trump. Die USA gegen alle anderen.
Trumps Rede zum Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen war weinerlich und triumphal zugleich: Wir armen Gedemütigten, wir werden bald wieder die Allergrößten sein. Und wenn man es weiterdenkt, dann kommt einem schnell die Kombination aggressiver Nationalismus und Atomraketen in den Sinn, die schrecklichste aller Kombinationen. Ein Horror.

Donald Trump am 1.6.2017
Foto: Andrew Harnik/ APTrump hielt seine Rede gegen 21.30 Uhr unserer Zeit, um Mitternacht war beim SPIEGEL Redaktionsschluss. Natürlich waren wir vorbereitet, aber dann haben die Kollegen aus den Ressorts Deutschland 1 und Ausland in Windeseile eine hervorragende Titelgeschichte fertiggestellt. Sie behandelt das gesamte Spektrum der amerikanisch-europäischen Beziehungen in den Zeiten von Trump, vom Klima über den Handel bis zur Verteidigung - ein umfassender Blick auf die Welt. Manchmal ist man sehr stolz auf seine Kollegen. So war es Donnerstagnacht.
Ein Text, der sich lohnt
Was tun mit dem Geld, das übrig ist, wenn überhaupt etwas übrig ist? In Zeiten extrem niedriger Zinsen ist das eine Frage, die sich viele stellen. Sparbücher, Staatsanleihen, Lebensversicherungen, das bringt alles nicht viel. "An Aktien geht deshalb kein Weg vorbei", schreibt Armin Mahler, Chef des Ressorts Wirtschaft. Er hat sich vor allem Indexfonds und sogenannte Robo-Advisor angeschaut und erörtert die Vor- und Nachteile dieser Anlageformen. Es kann sich in vielerlei Hinsicht lohnen, diesen Text zu lesen.
Verlorene Söhne
Junge Migranten aus Nordafrika sind in Verruf geraten, spätestens seit den Silvesterausschreitungen von Köln. Tatsächlich begehen viele von ihnen Straftaten. Es ist dann schwierig, sie in ihre Heimatländer abzuschieben. Meine Kollegen vom Ressort Deutschland 2 sind tief in diese Szene eingestiegen. Es ist ihnen sogar gelungen, den Tunesier Samir bei der Abschiebung zu begleiten. Das heißt, am Flugzeug mussten sie zurückbleiben. Aber wir haben ja auch ein Auslandsressort. Eine Kollegin wartete am Flughafen von Enfidha-Hammamet und begleitete Samir von dort zu seiner Familie. Einen schönen Empfang hat der verlorene Sohn dort nicht bekommen: "Und du wagst es, mit nichts nach Hause zu kommen?", rief seine Mutter.
Lehren von den Vögeln
Der Entenpenis gehört normalerweise nicht zu den ganz großen Themen des SPIEGEL. In diesem Heft spielt er eine Rolle - eine lustige, eine ernste, eine wichtige. Johann Grolle hat mit dem Ornithologen Richard Prum über den Sex von Vögeln geredet. Prum zieht aus seinen Forschungen spektakuläre Schlüsse für uns, für den Menschen. Zum Beispiel kann er anhand des Balzverhaltens erklären, wie die Schönheit in die Welt kam und was Männer dazu bewegen könnte, auf Waffen zu verzichten. Man lacht und staunt.
Schröder unplugged

Gerhard Schröder (Archiv)
Foto: Federico Gambarini/ dpaDer Ball rollt, der Champagner perlt, und wer sitzt da in der Loge und reißt Sprüche? Klar, der Kanzler, wie er hier von seinen Kumpels genannt wird, Altkanzler Gerhard Schröder, nun Präsident des Aufsichtsrats von Hannover 96. Mein Kollege Marc Hujer hat oft mit Schröder in der Stadionlounge gesessen und eine köstliche Reportage geschrieben. Sie zeigt den wahren Schröder, Schröder unplugged. Meine Lieblingsstelle: "Es ist ein eher robuster Humor, der in der Loge gepflegt wird, und wenn man Schröder dort ein halbes Jahr begleitet, bekommt man eine Vorstellung davon, wie er das Land ohne demokratische Zwänge regiert hätte und ohne die Einwürfe der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen."
Verlierer des Tages
Ein Mann windet sich. Er vermeidet klare Antworten auf klare Fragen beim SPIEGEL-Gespräch. Dieser Mann heißt Joseph Kabila, er ist Präsident des Kongo, eines furchtbar armen, von Kriegen verheerten Landes. Seine zweite Amtszeit läuft aus, eine dritte sieht die Verfassung nicht vor. Aber das war schon anderen Präsidenten in Afrika egal.
SPIEGEL: Ist das jetzt ein Nein?
Kabila: Ein Nein zu was?
SPIEGEL: Zu einer dritten Amtszeit.
Kabila: Ich will über eine weitere Amtszeit gar nicht sprechen, weil sie in der Verfassung nicht vorgesehen ist.
So geht es die ganze Zeit in einem Gespräch, das ein Dokument des Ausweichens ist. Eine böse Absicht schimmert durch. Deshalb ist Kabila der Verlierer des Tages.
Die jüngsten Meldungen
- "Rock am Ring" wegen Terrorwarnung unterbrochen
- Sicherheitsrat verhängt weitere Sanktionen gegen Nordkorea
Herzlich
Dirk Kurbjuweit
stellv. Chefredakteur
DER SPIEGEL