Linkenchef Schirdewan hofft auf Einheit »Sahra Wagenknecht ist bestimmt keine Politikerin, die AfD-Positionen vertritt«

Parteichef Martin Schirdewan auf dem Parteitag im Erfurt im Sommer 2022
Foto: Martin Schutt / dpaDie Linke steckt seit Jahren in einem sich im Kreis drehenden innerparteilichen Richtungsstreit, zuletzt fuhr sie eine Wahlniederlage nach der anderen ein. Trotz all der Wahlschlappen sieht Linkenchef Martin Schirdewan sie nun auf gutem Wege – auch beim Dauerstreit mit der einstigen Fraktionschefin Sahra Wagenknecht.
Seit dem Parteitag im Juni sei es gelungen, die Linke zu stabilisieren, sagte Schirdewan der Nachrichtenagentur dpa. »Wir brauchen keine Debatten darüber, ob es irgendwie eine Neugründung gibt«, fügte er mit Blick auf Erwägungen der früheren Fraktionschefin Sahra Wagenknecht hinzu. »Das ist Quatsch, das will ich ganz ausdrücklich sagen.«
Wagenknecht hatte die Parteispitze immer wieder kritisiert und eine Parteigründung nicht ausgeschlossen. Zugleich zieht sie mit abweichenden Positionen etwa zur Migration, dem Klimaschutz oder zum Ukrainekrieg selbst intern Unmut auf sich – Teilen der Partei wirft sie vor, nur noch »Lifestyle«-Politik zu betreiben. Ihr YouTube-Nachrichtenformat wird regelmäßig von AfD-Kreisen gelobt. Teile der Linkspartei werfen Wagenknecht daher vor, am rechten Rand nach Stimmen zu fischen.
»Es wird nicht so bleiben, wie es ist«
Schirdewan nahm Wagenknecht nun ausdrücklich gegen den Vorwurf in Schutz, sie drifte politisch nach rechts. »Sahra Wagenknecht ist bestimmt keine Politikerin, die AfD-Positionen vertritt«, sagte der Parteichef. »Wir arbeiten an einer klaren Sprache, auch an einer gewissen Zuspitzung.« Doch seien sich in der Partei alle einig, dass es keine Vermischung nach rechts geben dürfe. »Wir haben klare Kante gegen rechts, wir haben eine antifaschistische Tradition, und die werden wir auch weiter stärken. Alle, die sich in der Öffentlichkeit äußern für die Partei, müssen dieser Verantwortung auch nachkommen.«
Mit Blick auf seine Partei und das kommende Jahr sagte Schirdewan: »Ich bin nicht nur Zweckoptimist, sondern tatsächlich optimistisch an dieser Stelle. Es wird nicht so bleiben, wie es ist, weil es schon gar nicht mehr so ist, wie es war.«
Die Linke hatte 2022 im Saarland, in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen schlecht abgeschnitten und jeweils die Fünfprozenthürde verfehlt. Auch bei der Bundestagswahl 2021 erzielte sie nur 4,9 Prozent und hat nur deshalb Fraktionsstärke im Parlament, weil sie drei Direktmandate gewann.