"Die Rekruten" TV-Sender buhlen um Bundeswehr-Reality-Show

Für die YouTube-Serie "Die Rekruten" musste die Verteidigungsministerin viel Spott einstecken. Doch jungen Zuschauern gefällt die Bundeswehr-Seifenoper. Nach SPIEGEL-Informationen werden nun Fernsehsender hellhörig.
Screenshot aus "Die Rekruten"

Screenshot aus "Die Rekruten"

Foto: Bundeswehr

Die YouTube-Serie "Die Rekruten"  wurde erfunden, weil die Bundeswehr damit Nachwuchs werben wollte. Jetzt entsteht daraus möglicherweise eine Fernsehsendung. Nach SPIEGEL-Informationen interessieren sich bereits vier TV-Sender für das Konzept einer Reality-Show über den Alltag von Rekruten in der Grundausbildung. Es laufen erste Gespräche mit den privaten Sendern, wie man das bisher fürs Internet produzierte Format ins Fernsehen bringen kann.

Seit einigen Wochen lässt sich auf YouTube der Alltag von jungen Rekruten in einer Kaserne beobachten, eine Art Big-Brother-Container in der Technikschule der Marine in Parow. Die jungen Rekruten werden begleitet, drehen aber auch viel selbst mit dem Handy.

Aus Sicht der Bundeswehr, die seit dem Ende der allgemeinen Wehrpflicht unter Personalnot leidet, sollen mit der Show Vorbehalte und Klischees abgebaut werden. Die Serie ist Teil der Attraktivitätsoffensive, die Ministerin Ursula von der Leyen nach ihrem Amtsantritt Ende 2013 gestartet hatte.

Jeden Tag verzeichnet die Bundeswehr rund eine Million Zugriffe

Die YouTube-Serie entwickelte sich in den vergangenen Wochen zu einem Überraschungserfolg. Zwar hatte von der Leyen für die Idee zunächst viel Spott einstecken müssen. Kritiker monierten, die Serie zeige ein verzerrtes Bild der Bundeswehr, da in Mecklenburg-Vorpommern in einer der modernsten Kasernen der Truppe gedreht werde. Von der Opposition wurde kritisiert, dass die Show mehrere Millionen Steuergeld koste, da sie von einer aufwendigen Werbekampagne begleitet wird.

VIDEO über "Die Rekruten": "Ich steh' auf Camouflage"

SPIEGEL ONLINE

Die Zahlen aber geben der Ministerin und ihrer Idee Recht: Nach nur rund drei Wochen haben schon rund eine Viertel Million Internetnutzer die Show abonniert, jeden Tag verzeichnet die Bundeswehr rund eine Million Zugriffe. Auch die Zugriffe auf die Bewerbungsseite sind nach Angaben der Bundeswehr gestiegen. Laut einem Sprecher sind "Die Rekruten" allein schon deswegen ein voller Erfolg.

Für die Fernsehsender wird die Bundeswehr-Show vor allem wegen des großen Werbepotenzials interessant. Um die kaufkräftige Gruppe der 17- bis 25-jährigen Zuschauer kämpfen alle TV-Stationen mit immer neuen Formaten, da sie der Werbewirtschaft die entsprechenden Slots innerhalb der Sendeplätze besonders teuer verkaufen können. Folglich wurden die Mediavermarkter der Stationen sehr schnell auf die YouTube-Serie aufmerksam.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten