Diese Schröders Italien-Urlaub für 185 Mark die Nacht
Positano - Es sei ein "einfaches Bed und Breakfast", die Familienpension "La Fenice", flüstert es im "Stern" über die Ferien-Herberge der Kanzler-Familie. Ein Fotograf der Illustrierten habe den Tipp gegeben, schon im Februar habe man bei Wirt Constantino für die schönsten Wochen des Jahres gebucht.
"Keine Interviews" - hieß es Mittwochmorgen noch. Doch dann gab Schröder bereitwillig Auskunft: "Wir wohnen in zwei Zimmern in einer Hotelanlage." Dazu gehöre ein Pool, der von verschiedenen Urlaubern genutzt werde. Er reagierte damit auf Berichte italienischer Medien, die von einer prächtigen Villa geschrieben hatten. "La Repubblica" berichtete gar von zwölf Zimmern, die dem Kanzler und Bewachertruppe zur Verfügung stünden. Dies wies Schröder zurück.
Ansonsten eitel Harmonie: Die deutsch-italienische Freundschaft droht überzukochen, seit Kanzler Schröder samt Kleinfamilie zum Urlaub an der Amalfi-Küste eingetroffen ist. "Messagero" schlagzeilt am Mittwoch verzückt: "Positano umarmt Schröder."
Wenn Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl nach Italien kam, dann wurde aufgekocht. Es gab Vorspeisen aller Art, natürlich Pasta und dampfende Fleischgerichte. Am nächsten Tag stand die Menüfolge in den Zeitungen. Jetzt lernen die Italiener auch Gerhard Schröder von der privaten Seite kennen. Der Kanzler macht mit seiner Frau Doris und deren achtjähriger Tochter Klara an der italienischen Westküste Urlaub. Dort kann er nun bis 22. August bestaunen, wie die Sonne jeden Abend wieder im Meer versinkt.
Kaum war die Nachricht über die Ticker gegangen, schon machten sich Fernsehteams auf zu einer Umfrage. "Haben Sie denn ein Geschenk für die Kanzlergattin parat?", fragt eine Journalistin die Inhaberin einer Damen-Boutique in Positano. "Noch nicht, aber Danke für die Idee", antwortet die rührige Geschäftsfrau. Bürgermeister Domenico Marrone will Schröder bei einem Festakt zum Ehrenbürger des beliebten Seebades erklären: "Um die alten und immer engen Beziehungen zu Deutschland zu symbolisieren."
Schröder lebt den Angaben zufolge in den kommenden zwei Wochen im Hotel "Fenice", einem Anwesen mit mehreren Häusern am Felsen hoch über dem Meer. Er verfüge samt Entourage (zwölf Bewacher) über zwölf Zimmer, könne sich in einem Swimmingpool mit kleinem Wasserfall erfrischen oder sich zwischen Obstbäumen und Rebstöcken die Füße vertreten. Über einen Privatweg erreiche er über 400 Stufen das Meer. Gleich bei seiner Ankunft am Dienstag soll sich der Kanzler in die Fluten gestürzt und danach die Nachmittagssonne genossen haben.
Mit dem Einzug des Niedersachsen ins italienische Urlauberparadies hat sich die Idylle allerdings in eine Art Festung verwandelt, wird berichtet. Mehr als 100 deutsche und italienische Polizisten seien auf den Straßen im Einsatz. Dutzende von Motorbooten der Küstenwache, der Finanzpolizei, der Carabinieri und der Marine seien Tag und Nacht auf dem Meer unterwegs, steuerten in jede Bucht. Erweiterte Parkverbote machten aus der Suche nach einem Stellplatz eine "Mission Impossible". "Aber aufgepasst, wir sind erst am Anfang", formuliert es der "Corriere della Sera".
Zwar will Schröder angeblich ganz privat bleiben, relaxen statt Interviews geben. Höhepunkt der Ferien soll der Geburtstag der Kanzlergattin Doris werden, die am Donnerstag 36 Jahre alt wird. Dann werde sich die Kanzlerfamilie zum Candlelight-Dinner nach Capri übersetzen lassen, berichtete der "Stern".
Allerdings sind auch diverse Einladungen unterwegs: zu einem Cocktail-Empfang im nahen Hotel San Pietro, zur Vorstellung des neuen Buches von Luciano De Crescenzo, zu einem Abendessen mit dem Regisseur Franco Zeffirelli. Der italienische Ministerpräsident Massimo D'Alema will mit seinem Segelboot Kurs auf Positano nehmen, der britische Premier Tony Blair wird am kommenden Samstag zu seinem Urlaub in der Toskana eintreffen. Dort, so berichten Journalisten vor Ort, werde auch der frühere Finanzminister Oskar Lafontaine erwartet. Ein Treffen mit Ex-Männerfreund Schröder gilt allerdings als unwahrscheinlich.