Kramp-Karrenbauer zum Anschlag in Mali »Heute ist der Tag, an dem wir bei den verletzten Kameraden sind«

Beim Bundeswehreinsatz in Mali wurden mindestens zwölf deutsche Soldaten verletzt. Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer informierte über die Gesundheit der Verwundeten. Abgeordnete fordern bereits Konsequenzen.
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) (Archiv)

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) (Archiv)

Foto: Philipp Schulze / dpa

Nach dem schweren Angriff auf deutsche Soldaten in Mali hat sich Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) geäußert. Sie drückte ihr Mitgefühl mit den Verletzten und ihren Angehörigen aus und informierte über weitere Schritte. »Die militärischen Operationen vor Ort sind noch nicht abgeschlossen«, sagte sie. »Es geht darum, alle Soldaten, die noch am Anschlagsort sind, in das Feldlager nach Gao zurückzubringen.«

Angreifer hatten am Freitag ein kleines Camp im Norden des Landes, das die deutschen Soldaten im Auftrag der Mission »Minusma« bei der Ortschaft Tarkint errichtet hatten, mit einem sprengstoffbeladenen Pick-up attackiert. Dabei wurden Kramp-Karrenbauer zufolge zwölf deutsche Soldaten verletzt, drei davon schwer. Alle Verwundeten wurden aus dem betroffenen Bereich evakuiert. Sie werden derzeit behandelt und für den Flug nach Deutschland vorbereitet. Ein Evakuierungsflugzeug sei in Bereitschaft, sagte Kramp-Karrenbauer. Bei dem Anschlag wurde außerdem ein belgischer Uno-Soldat verwundet.

Kramp-Karrenbauer sagte weiter: »Unsere ganze Kraft konzentriert sich darauf, die Verwundeten gut zu versorgen und schnellstmöglich nach Hause zu bringen.« Sie halte über das Einsatzführungskommando mit Mali Kontakt. Mit den Hintergründen des Anschlags und möglichen Konsequenzen für die Mission »Minusma« wolle sie sich in den kommenden Tagen befassen. »Heute ist der Tag, an dem wir bei den verletzten Kameraden sind«, sagte die Verteidigungsministerin.

»Der Anschlag macht auf eine sehr dramatische und schreckliche Weise deutlich, dass der Eid, den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr schwören, dass sie dieses Land verteidigen, dass sie in den Einsatz gehen und zur Not bereit sind, ihre Gesundheit und ihr Leben einzusetzen, nicht nur leere Worte sind. Sie sind Realität und sie können jederzeit Realität werden«, sagte Kramp-Karrenbauer.

Linke und FPD fordern Überdenken des Auslandseinsatzes

Politiker verschiedener Parteien haben sich bereits zum Bundeswehreinsatz geäußert. »Wir sind aufgefordert, über alle Einsätze sehr grundsätzlich neu nachzudenken, und ich wünsche mir, dass der nächste Bundestag hier sehr solide, neue Entscheidungen trifft«, sagte Dietmar Bartsch, Fraktionschef der Linkspartei. Der Anschlag in Mali zeige auf eine sehr brutale Weise, wie gefährlich diese Einsätze seien.

Bartsch sprach außerdem sein Mitgefühl aus, die Trauer müsse im Vordergrund stehen. »Natürlich sind unsere Gedanken zuallererst bei den Soldaten, bei ihren Angehörigen und bei den Helferinnen und Helfern«, sagte Bartsch. Die Linke ist grundsätzlich gegen Auslandseinsätze der Bundeswehr.

Auch die FDP forderte die Bundesregierung auf, den Einsatz zu evaluieren und eine Sondersitzung des Auswärtigen Amts einzuberufen. »Dafür muss die Bundesregierung auch schleunigst die Lehren aus dem Afghanistaneinsatz heranziehen«, sagte der außenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Bijan Djir-Sarai.

»Wichtiger Einsatz zur Stabilisierung Malis«

Gabriela Heinrich, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Bundestag, nannte den Anschlag »erschütternd«. Sie wies auf die hohen Risiken jedes Bundeswehreinsatzes hin, aber erklärte auch: »Gleichwohl ist die Uno-Mission ein wichtiger Einsatz zur Stabilisierung Malis, das in den letzten Jahren und Monaten nicht zur Ruhe kommt.«

Der außenpolitische Sprecher der Grünen, Omid Nouripour, hat sich dagegen ausgesprochen, jetzt schon über Konsequenzen aus dem Anschlag in Mali zu diskutieren. »Es ist nicht die Stunde der Schnellschüsse, sondern der Empathie. Für Analysen muss es später Zeit geben«, sagte Nouripour dem Nachrichtenportal T-Online.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reagierte ebenso bestürzt auf das Attentat. »Die Nachricht von dem hinterhältigen Selbstmordanschlag auf Soldaten in Mali hat mich erschüttert«, erklärte das Staatsoberhaupt. Er wünschte den Verletzten baldige und gute Genesung. In Gedanken sei er auch bei den Angehörigen und Familien. Steinmeier dankte den Soldatinnen und Soldaten für ihren gefährlichen Einsatz, bei dem sie jeden Tag in Erfüllung ihrer Pflichten Leib und Leben riskierten.

Baerbock und Scholz äußern sich auf Twitter

Annalena Baerbock, Kanzlerkandidatin der Grünen, äußerte sich auf Twitter zu dem Anschlag. »Meine Gedanken sind bei den Verletzten, ihren Angehörigen und ihren Kameradinnen und Kameraden«, schrieb sie. Auch der Kanzlerkandidat der SPD, Olaf Scholz, teilte auf Twitter mit: »Meine Gedanken sind bei den Opfern dieses feigen Anschlags und ihren Angehörigen. Gute Besserung und danke für Ihren Einsatz!«

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Bundesaußenminister Heiko Maas drückte ebenfalls sein Mitgefühl aus. »Ich verurteile diesen feigen Anschlag gegen die Soldatinnen und Soldaten, die mit ihrem Einsatz als Blauhelme den Frieden in Mali sichern helfen und die leidgeprüfte Zivilbevölkerung dort unterstützen sollen«, teilte er mit. »Der heutige hinterhältige Anschlag unterstreicht einmal mehr, wie wichtig es ist, dass wir uns den Terroristen entgegenstellen. Mali und der Sahel müssen vom Fluch des Terrorismus befreit werden.«

»Brandgefährlich«

Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, André Wüstner, drängt auf mehr Schutz der Soldaten. Der Einsatz sei »brandgefährlich«, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Voraussetzung für die Fortsetzung des Einsatzes sei die Gewährleistung der Rettungskette und der Schutz der Truppen durch bewaffnete Drohnen.

Die Bundeswehr beteiligt sich seit mehreren Jahren an der Uno-Mission »Minusma«. Sie soll die Umsetzung eines zwischen den verschiedenen Ethnien in der Region ausgehandelten Friedensvertrags überwachen. Die Bundeswehr hat in Mali um die tausend Soldaten stationiert und ist gemeinsam mit anderen Nationen in einem riesigen Camp nahe dem Flugfeld von Gao untergebracht.

lau/mgb/dpa
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