Django Asül zum Nockherberg-Aus "Die CSU ist scheinbar traurig"
SPIEGEL ONLINE: Sie hatten im März einen umjubelten Auftritt als scharfer Fastenprediger auf dem Nockherberg, Super-Quoten bei der TV-Übertragung. Jetzt schmeißt Sie der Veranstalter, die Paulaner-Brauerei, raus. Warum?
Asül: Paulaner will wieder zum Mönch als Fastenprediger zurückkehren. So wurde mir das gesagt.
SPIEGEL ONLINE: Alle Ihre Vorgänger schlüpften in die Rolle des Bruder Barnabas - inklusive Habit, Sie blieben Django Asül. Warum ziehen Sie sich jetzt nicht einfach eine Mönchskutte über und machen weiter?
Asül: Die Frage stellt sich nicht, denn Paulaner sucht einen neuen Fastenprediger. Als ich engagiert wurde, wollten sie weg vom Mönch. Und jetzt ist die Sehnsucht nach dem traditionellen Mönch eben doch so groß, dass man einen neuen alten Weg beschreiten will. Es würde ja auch blöd aussehen, wenn ich da jetzt plötzlich als Mönch aufkreuzte. Das wäre eine seltsame Kehrtwende und würde nicht zu mir passen. Der Nockherberg hat bei mir auch ohne Kutte funktioniert, das hat man ja gesehen.
SPIEGEL ONLINE: Allerdings. Den Angegriffenen fiel das Lächeln schwer. CSU-Generalsekretär Söder verglichen Sie mit Malaria, CSU-Landesgruppenchef Ramsauer bezeichneten Sie als "Ochsenluder" und auch vorm Privatleben von Agrarminister Seehofer machten Sie nicht Halt. In der CSU haben das einige nicht so lustig gefunden. Ein Grund für Ihre Entlassung?
Asül: Nein, Paulaner hatte den Text ja abgesegnet. Und wenn die als Auftraggeber mit der Sache zufrieden sind, dann habe ich da nicht übertrieben. Es gab auch von Seiten der Brauerei keinerlei Eingriffe in meinen Vortrag, keine Zensur. Und die CSU ist scheinbar traurig, wenn man sich die heutigen Kommentare anschaut. Deren Politiker sind eher enttäuscht, dass ich es nicht mehr mache.
SPIEGEL ONLINE: Paulaner soll wegen der Verpflichtung eines Türkischstämmigen böse Briefe bekommen haben.
Asül: Ach mei, jedem kann man es eh nie Recht machen. Wenn ein Traditionalist die Tradition gebrochen sieht, dann muss man das akzeptieren. Ich bin da ja nicht mit dem Mandat des Volkes, sondern mit dem von Paulaner angetreten.
SPIEGEL ONLINE: Das klingt alles sehr verständnisvoll.
Asül: Natürlich hätte ich gern weitergemacht. Aber ich habe Verständnis, dass Paulaner die Entscheidungshoheit hat. Dass am Ende eine Entscheidung steht, die mich nicht glücklich stimmt, das ist eine andere Sache.
SPIEGEL ONLINE: Wie lief denn das Kündigungsgespräch mit Paulaner-Chef Andreas Steinfatt gestern ab?
Asül: Das war eine kurze Angelegenheit. Die Firma hat mir ihre Entscheidung mitgeteilt.
SPIEGEL ONLINE: Es gab keine Diskussion?
Asül: Nein, darum ging es auch nicht. Die Entscheidung liegt bei denen, das habe ich hinzunehmen. Mir steht es doch nicht zu, Paulaner vom Zurück-zum-Mönch-Gedanken abzubringen. Es wäre sicher eine bessere Kausalitätskette für diese Entscheidung, wenn ich mit Blick auf die Reaktionen von Medien und Volk im März als Kabarettist gescheitert wäre, so dass man sagt: Okay, es hat nicht funktioniert. Aber mir wurde ja ausdrücklich auch von Paulaner bescheinigt, dass es wunderbar funktioniert hat. Zwischen Andreas Steinfatt und mir gab und gibt es keine atmosphärischen Störungen.
SPIEGEL ONLINE: Besonders enttäuscht zeigte sich Bayerns Wirtschaftsminister Huber, mit dem Sie befreundet sind. Sollte er zum CSU-Chef gewählt werden, hätten Sie ihn dann als Fastenprediger im nächsten Jahr überhaupt ordentlich derblecken können?
Asül: Es kommt nicht auf die Person an. Wenn ich Stoff geliefert bekomme, so wie im letzten Winter von den Herren Stoiber, Seehofer, Söder, dann mache ich was draus. Ohne Stoff geht halt nix. Per se auf jemanden einzudreschen, bloß weil er der Parteichef ist, das ist langweilig. In diesem Winter war es natürlich eine Ausnahmesituation: Bei solch drastischen Vorgängen greife ich eben zu drastischen Mitteln. Ich habe da auch dieses Jahr keine Scheuklappen bei Huber gehabt. Nur konnte er in punkto brisanten Auftritten und Worten bei Weitem nicht mit den anderen mithalten.
SPIEGEL ONLINE: Sie hatten also großes Kabarettisten-Glück, dass Sie gerade im Jahr 2007 Redner am Nockherberg sein konnten?
Asül: Das war ein Glücksfall, eine tolle Sache. Die jetzige Situation ist schwieriger: Trotz der Querelen um Seehofer kratzt die CSU in Umfragen schon wieder an der 60-Prozent-Marke. Möglicherweise wird es mein Nachfolger im nächsten Jahr nicht leicht haben. Ich wünsche jedenfalls alles Gute, mir hat's riesig Spaß gemacht und ich hoffe, dass er dann auch so viel Spaß hat.
Das Interview führte Sebastian Fischer