Kauder über Bauern-Hilfe "Wir sollten nicht kleinlich sein"

Unionsfraktionschef Volker Kauder hat Landwirten in Deutschland Unterstützung zugesagt. Er befürwortet aber, die Erntebilanz abzuwarten. Grüne und SPD fordern auch bei den Bauern ein Umdenken.
Vertrocknete Halme auf Feld bei Köln

Vertrocknete Halme auf Feld bei Köln

Foto: Oliver Berg/ picture alliance/dpa

Nach einem extrem trockenen Juli startet auch der August in Deutschland mit hohen Temperaturen. Schon am ersten Tag soll es laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) bis zu 37 Grad heiß werden. Betroffen sind davon vor allem weiter die Bauern. Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) hat ihnen nun Unterstützung zugesagt. "Wir sollten nicht kleinlich sein", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" . Es handle sich um eine Ausnahmesituation.

Eine Entscheidung müsse aber nicht sofort fallen. Er unterstütze den Kurs von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), die vor einer Hilfszusage den Erntebericht abwarten will. Am Mittwoch berät das Bundeskabinett über die Folgen der Dürre.

Dann will auch der Bauernverband neue Einschätzungen zur laufenden Ernte vorlegen. Viele Landwirte leiden aktuell wegen der Hitze unter erheblichen Ernteausfällen. Vor allem im Osten und im Norden drohen Einbußen bei Getreide, aber auch bei Gras als Tierfutter. Der Verband fordert rasche Nothilfen von möglichst einer Milliarde Euro.

Volker Kauder (CDU)

Volker Kauder (CDU)

Foto: Michael Kappeler/ dpa

Bauernpräsident Joachim Rukwied hatte bereits in einer ersten Zwischenbilanz Mitte Juli vor einem "existenzbedrohenden Ausmaß" der Ernteausfälle in einigen Regionen gewarnt. Futterreserven drohten knapp zu werden, sodass Tierhalter Futter zukaufen müssten.

Zuständig für Finanzhilfen sind zunächst die Länder. Der Bund will erst nach einer amtlichen Erntebilanz Ende August über mögliche eigene Zahlungen entscheiden. Dies ist möglich, wenn Schäden von "nationalem Ausmaß" festgestellt werden. Zuletzt war dies 2003 wegen einer Dürre der Fall.

Im Video: Fluch und Segen der Hitzewelle

SPIEGEL ONLINE

Bei einem Expertentreffen von Bund und Ländern am Dienstag sei "klar geworden, dass die Betroffenheit der Landwirte in Deutschland sehr unterschiedlich ist, aber insbesondere die Hitzewelle der letzten drei Wochen die Situation überall extrem verschärft hat", teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium mit. "Wir waren uns einig, dass die Länder jetzt die notwendigen Daten so schnell wie möglich liefern, denn nur dann kann der Bund auch schnell handeln", wurde der Parlamentarische Staatssekretär Michael Stübgen (CDU) zitiert.

Zuletzt hat sich die Grünen offen für eine Bauern-Nothilfe gezeigt. Die aktuelle Situation müsse "ein Weckruf" sein. Grünen-Chefin Annalena Baerbock forderte angesichts der Dürre allerdings auch einen Wandel hin zu einer naturschonenderen Bewirtschaftung. Landwirte seien in weiten Teilen des Landes hart betroffen, "gleichzeitig aber auch Teil des Problems", sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Das Prinzip, Lebensmittel zu Dumpingpreisen in Massen zu produzieren, hat ausgedient."

Auch Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) forderte ein konsequentes Umdenken der Bauern. Die Landwirtschaft müsse die natürlichen Standortbedingungen wieder stärker beachten, sagte sie dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Dabei gehe es um vielfältige Fruchtfolgen, ein breites Anbauspektrum, ökologische Ausgleichsflächen und eine artgerechte Tierhaltung.

BBC-Doku: Klima Extrem - Warum das Wetter immer unberechenbarer wird

aev/dpa/Reuters
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten