DVU-Vergangenheit CDU schmeißt Rügen-Kandidaten raus
Nach der Wahlschlappe in Mecklenburg-Vorpommern muss die CDU ein weiteres Debakel richten: Ihr Direktkandidat für die Ferieninsel Rügen pflegte jahrelang Kontakte zur rechtsextremen DVU, bekleidete offenbar mehrere Ämter - jetzt wird er aus der Partei ausgeschlossen.
Bergen - Die CDU trennt sich von ihrem Rügener Direktkandidaten für den Landtag Mecklenburg-Vorpommern, Thomas Gens. Der Kreisvorstand habe am Montag einstimmig beschlossen, seine Mitgliedschaft aufzuheben, sagte Rügens CDU-Kreisvorsitzender Burkhard Lenz der Nachrichtenagentur dapd.
Seit einem Jahr ist der 41-Jährige ehrenamtlicher Bürgermeister von Hiddensee. Nach dem Tod des CDU-Direktkandidaten für den Wahlkreis 33 auf Rügen, Udo Timm, war Gens in der vergangenen Woche als Nachfolger nominiert worden.
Am Wahlwochenende waren durch Recherche des Norddeutschen Rundfunks dann die DVU-Kontakte Gens' an die Öffentlichkeit gelangt. Demnach war Gens bis vor zehn Jahren Mitglied der rechtsextremen DVU. Neben seiner Funktion als Vorsitzender des DVU-Kreisverbandes Nordvorpommern bekleidete er dem NDR zufolge offenbar auch das Amt des geschäftsführenden Landesvorsitzenden.
Gens hatte die Kontakte dem Sender gegenüber bereits als Fehler bezeichnet. Er habe sich in der DVU eine politische Meinung bilden wollen und sich später von den "Rattenfängern von der DVU" abgewandt, so Gens.
"Maßlos enttäuscht"
Die Landes-CDU ließ diese Erklärung nicht gelten: Gens habe bei seiner Parteiaufnahme im Jahre 2004 seine frühere Tätigkeit als DVU-Kreisvorsitzender und geschäftsführender DVU-Landesvorsitzender verschwiegen, so Lenz.
So habe Gens selbst bei seiner Nominierung für die Landtagswahlen durch die Kreismitgliederversammlung seine früheren DVU-Kontakte nicht erwähnt. "Wir sind maßlos von ihm enttäuscht", sagte Lenz.
Aus seiner nun bekannt gewordenen Vergangenheit will Gens jedoch keine Konsequenzen ziehen, und bei der Nachwahl am 18. September trotzdem antreten, hieß es vom Kreisverband. Damit könnte er theoretisch als partei- und fraktionsloser Abgeordneter in den Landtag einziehen.
Die rund 29.000 Wählberechtigten des Wahlkreises 33 auf Rügen wählen durch den Tod des ursprünglichen CDU-Kandidaten zwei Wochen später als der Rest des Bundeslandes. Der Ausgang der Wahl dürfte jedoch keinen gravierenden Einfluss auf das Landtagswahlergebnis haben.
Am Sonntag hatte die CDU mehr als fünf Prozentpunkte verloren und erreichte nur 23,1 Prozent der Stimmen. Klarer Sieger war die SPD, die um mehr als fünf Punkte auf 35,7 Prozent der Stimmen zulegte. Der alte und wohl auch neue Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) kann nun zwischen der CDU, mit der er bisher regierte, und den Linken, die auf 18,4 Prozent kamen, als Koalitionspartner wählen.
amz/dapd