Buback-Mord Ex-RAF-Terroristin Verena Becker will aussagen

Anderthalb Jahre hat sie geschwiegen - jetzt will sich Verena Becker im Prozess um den Mord an Generalbundesanwalt Siegfried Buback äußern. Die ehemalige RAF-Terroristin wird Mitte Mai eine umfassende Aussage machen. Das kündigte ihr Anwalt in Stuttgart an.
Frühere RAF-Terroristin Becker: Aussage für Mitte Mai angekündigt

Frühere RAF-Terroristin Becker: Aussage für Mitte Mai angekündigt

Foto: Franziska Kraufmann/ dpa

Stuttgart - Von ihrer Aussage erhoffen sich die Ermittler endlich Klarheit im Mordfall um den Generalbundesanwalt Siegfried Buback. Nach mehr als anderthalb Prozessjahren will sich die ehemalige RAF-Terroristin Verena Becker erstmals zu den Tatvorwürfen äußern.

Becker werde am 14. Mai eine Erklärung abgeben, kündigte ihr Verteidiger Hans Wolfgang Euler am Donnerstag in der Verhandlung vor dem Oberlandesgericht Stuttgart an. Als Grund dafür, dass Becker nun erstmals aussagen wolle, nannte Euler, dass sie einiges, was in dem Verfahren gesagt wurde, nicht so stehen lassen wolle. "Sie will sich nicht verstecken", betonte der Jurist. Zum Inhalt von Beckers geplanter Aussage bemerkte er vielsagend: "Sie wird sagen: ja oder nein." Geplant sei eine rund 15- bis 20-minütige Stellungnahme.

Bis heute ist ungeklärt, welches RAF-Mitglied am 7. April 1977 die tödlichen Schüsse auf Buback, seinen Fahrer Wolfgang Göbel und Justizwachtmeister Georg Wurster abgefeuert hat. Die Bundesanwaltschaft wirft der 59-jährigen Becker vor, maßgeblich an der Entscheidung, Planung des Anschlags und Verbreitung der Bekennerschreiben beteiligt gewesen zu sein.

Bundesanwalt Walter Hemberger wertete die Ankündigung positiv. "Eine Einlassung der Angeklagten ist in jedem Fall zu begrüßen", sagte er. Hemberger fügte hinzu: "Frau Becker hätte schon zu Beginn des Prozesses etwas sagen können, dann hätten wir uns viel Arbeit erspart." In dem Verfahren wird seit mehr als 80 Sitzungstagen verhandelt.

Michael Buback, Sohn des RAF-Opfers und Nebenkläger im Prozess, ist hingegen davon überzeugt, dass Becker selbst die Todesschützin gewesen ist. Hierfür hat der Prozess allerdings bisher keine belastbaren Anhaltspunkte ergeben.

"Natürlich ist das sehr wichtig, dass Frau Becker sich äußert", sagte Buback. Es gebe viele Fragen, die Becker beantworten könnte. "Ich gehe davon aus, dass sie auf jeden Fall weiß, wer die Täter auf dem Motorrad waren." Dass sie dieses Wissen am 14. Mai preisgibt, damit rechnet Buback allerdings nicht. "Ich habe keine Hoffnung, dass sie etwas Erhellendes zu den Umständen sagen wird."

Bei dem Anschlag waren die Schüsse vom Beifahrersitz eines Motorrads abgegeben worden. Das Motorrad mit zwei vermummten RAF-Terroristen hatte neben Bubacks Dienstwagen gestoppt, als dieser in Karlsruhe vor einer Ampel hielt.

jok/heb/dpa/dapd
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