Eisernes Kreuz für die Bundeswehr Neues Blech für die Brust

Die Bundeswehr soll das Eiserne Kreuz als Orden für Mut und Tapferkeit erhalten - so wie einst die Wehrmacht. Dieser Vorschlag des Verbands der Reservisten findet Zuspruch bei Verteidigungsminister Jung. Bundestagsabgeordnete lehnen einen solchen Orden als "historisch zu belastet" ab.
Von Alexander Szandar

Berlin - Es war gestern ein ganz gewöhnlicher Parlamentarischer Abend des Reservistenverbands der Bundeswehr in Berlin - bis zu dem Zeitpunkt, als der Vorsitzende Reinhard Beck vorschlug, "besonderen Mut oder besondere Tapferkeit" von Soldaten mit einem neuen Orden zu würdigen: ausgerechnet in Form des Eisernen Kreuzes, das schon im Ersten und Zweiten Weltkrieg als Auszeichnung für Helden diente und von vielen Kriegsopfern mit den Schrecken der Hitler-Diktatur identifiziert wird.

Er wisse zwar, "dass unter diesem Zeichen viel Angst und Schrecken über die Völker gekommen sei", sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete. Das Eiserne Kreuz prange aber auch jetzt an allen Flugzeugen, Schiffen und Panzern des deutschen Militärs - und sei bei den Auslandseinsätzen zwischen Balkan und Hindukusch zu einem "Zeichen der Hilfe und Solidarität" geworden.

Verteidigungsminister Franz Josef Jung griff die Anregung in seiner Rede bei der Veranstaltung wunschgemäß auf. Tapferkeit habe in der Tat "eine Würdigung verdient". Er wolle den Vorschlag an den Bundespräsidenten weiterleiten, versprach Jung, "um gegebenenfalls eine besondere Einsatzmedaille zu kreieren". Orden und Ehrenzeichen kann der Verteidigungsminister nicht alleine beschließen, sie müssen vom Staatsoberhaupt gestiftet werden.

Sind die üblichen Auszeichnungen nicht gut genug?

Im Bundestag liegt schon seit geraumer Zeit eine Petition vor, die ebenfalls die Wiederauferstehung des Eisernen Kreuzes als Tapferkeitsorden zum Ziel hat. Vielen Soldaten sind die bisherigen Auszeichnungen nicht gut genug. Denn Einsatzmedaillen für Aufenthalte in den diversen Auslandsmissionen werden auch ohne besondere Leistungen vergeben, Hauptsache, die vorgegebene Dienstzeit von vier Monaten wurde absolviert.

Auch um das Ehrenkreuz der Bundeswehr in den Stufen Gold, Silber oder Bronze zu erwerben, muss ein Soldat nicht unbedingt todesmutig sein. Eine mehrjährige Dienstzeit oder besonderes Wohlwollen höherer Vorgesetzter reicht normalerweise.

Das Ehrenkreuz hatte der SPD-Verteidigungsminister Hans Apel Anfang der achtziger Jahre auf Betreiben einiger Generäle durchgesetzt. In der Truppe bürgerte sich rasch der Begriff "Gebamsel" ein, den Apels damaliger Sprecher Kapitän zur See Kurt Fischer in einer Pressekonferenz spöttisch gebrauchte hatte.

Medaillen-Debatte im Bundestag

Trotz Petition und des von Jung mit so viel Wohlwollen bedachten Vorstoßes des Parlamentskollegen Beck findet die Idee, das erstmals in den Befreiungskriegen 1813 gestiftete Eiserne Kreuz als Orden für die Bundeswehr einzuführen, im Bundestag nur wenig Anklang.

Statt sich um ein "Bundeswehr-Ehrenmal" und mehr "Blech an der Brust" der Soldaten zu sorgen, rät die FDP-Wehrexpertin Elke Hoff, solle sich Minister Jung "lieber darum kümmern, dass die Soldaten im Ausland die Ausrüstung erhalten, die sie wirklich brauchen". Auch SPD-Verteidigungspolitiker sind eher kritisch eingestellt. "Ein neuer Orden ist nicht das Dringlichste, was die Bundeswehr jetzt braucht", sagt etwa der Kieler Abgeordnete Hans-Peter Bartels.

Sein baden-württembergischer Kollege Rainer Arnold wendet sich gegen "Medaillen ausschließlich für Tapferkeit". Über "Auszeichnungen für besondere Leistungen in einer besonderen Form" könne man zwar getrost einmal "nachdenken". Das Eiserne Kreuz aber hält er nach dem Zweiten Weltkrieg und der Hitler-Diktatur für "historisch zu belastet".

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