Entwicklungshilfe Bob Geldof wirft Steinbrück Wortbruch vor

Sänger und "Live 8"-Aktivist Bob Geldof zweifelt an Deutschlands Bereitschaft, Armut ernsthaft bekämpfen zu wollen: Die Pläne von Finanzminister Steinbrück, dem Entwicklungsministerium die Etathoheit für 2009 zu entziehen, nannte Geldof eine "Tragödie" - und warf dem Minister Wortbruch vor.

Berlin - Mit deutlicher Kritik in angriffslustiger Wortwahl hat sich Bob Geldof noch nie zurückgehalten. Bei Deutschlands Finanzminister macht der irische Sänger und Anti-Armuts-Aktivist anscheinend keine Ausnahme: "Herr Steinbrück will, dass Deutschland seine Versprechen an die ärmsten Menschen dieser Welt bricht", wetterte Geldof der Nachrichtenagentur AP zufolge am Donnerstag.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hatte "Blaue Briefe" an sechs Ministerien versandt und sie aufgefordert, ihren geplanten Etat für 2009 zu überarbeiten - unter ihnen auch das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit.

Geldof fügte hinzu, Steinbrück werde auf diese Art wenig dazu beitragen, den deutschen Haushalt zu stabilisieren, aber viel Schaden bei den Ärmsten der Armen anrichten. "Ich kann kaum glauben, dass Herr Steinbrück ernsthaft Kürzungen erwägt, die Menschenleben kosten werden."

Im vergangenen Jahr, als Deutschland dem G-8-Gipfel vorsaß, habe man gesehen, was die Bundesregierung tun könne, sagte Geldof. Das Land habe dazu beigetragen, Hunderttausende Menschenleben zu retten. Deutschland hatte feste finanzielle Zusagen zur Bekämpfung der Armut in Afrika gemacht. "Diese Leistung wird jetzt durch buchhalterische Sparpolitik bedroht. Es darf nicht sein, dass Herr Steinbrück die Ehre Deutschlands und der Bundeskanzlerin beschädigt."

Der Direktor der Organisation Data Deutschland (Debt Aids Trade Africa), Tobias Kahler, sagte, der Finanzminister stelle sich hier gegen eine internationale Beschlusslage. Deutschland habe einer ganzen Generation von Armen Hoffnung gegeben. Diese Zusagen seien auf den G-8-Gipfeln ausgesprochen worden.

amz/AP

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