Lebensmittel Ernährungsminister Schmidt will Haltbarkeitsdatum abschaffen

Pro Kopf schmeißen wir jährlich zwei volle Einkaufswagen mit Lebensmitteln weg - obwohl die Produkte häufig noch gut sind. Ernährungsminister Schmidt will nun das Haltbarkeitsdatum durch eine neue Technologie ersetzen.
Viele Verbraucher verwechseln das Mindesthaltbarkeitsdatum mit dem Verfallsdatum - und schmeißen noch gute Lebensmittel vorzeitig weg

Viele Verbraucher verwechseln das Mindesthaltbarkeitsdatum mit dem Verfallsdatum - und schmeißen noch gute Lebensmittel vorzeitig weg

Foto: Tim Brakemeier/ picture alliance / dpa

Um weniger Lebensmittel zu verschwenden, fordert Ernährungsminister Christian Schmidt eine baldige Abschaffung des Haltbarkeitsdatums auf allen Verpackungen. Er gehe davon aus, dass in wenigen Monaten der Entwurf einer entsprechenden EU-Richtlinie vorliege.

Die meisten Produkte seien erheblich länger verwendbar als auf den Verpackungen stehe, sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Wir werfen massenweise gute Lebensmittel weg, weil die Hersteller zu große Sicherheitspuffer eingebaut haben."

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat 2012 in einer Studie  ermitteln lassen, dass jedes achte Lebensmittel, das wir einkaufen, in der Mülltonne landet - die meisten noch in Originalverpackung. Pro Kopf und Jahr sind das etwa zwei volle Einkaufswagen mit Lebensmitteln im Wert von 235 Euro, die wir wegwerfen.

Am häufigsten im Müll landen laut Studie Obstund Gemüse (44 Prozent), Backwaren (15 Prozent), Speisereste (12 Prozent) und Milchprodukte (8 Prozent). Dabei verbrauchen einige Lebensmittel viel Energie bei der Herstellung: In die Produktion von einem Kilo Käse beispielsweise fließen 5000 Liter Wasser. Ein Kilo Rindfleisch verbraucht 15.000 Liter.

Kritiker bemängeln schon seit Langem, dass Verbraucher das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) als Verfallsdatum interpretieren. Mit dem MHD garantiert der Hersteller jedoch lediglich, dass Farbe, Geruch und Geschmack des ungeöffneten Lebensmittels bei richtiger Lagerung bis zu diesem Tag erhalten bleiben. Die meisten Lebensmittel verwandeln sich am darauffolgenden Tag aber nicht in eine ungenießbare Masse, sondern sind oft noch lange danach essbar.

"Auf die Verpackungen von Milch oder Schinken soll ein echtes Verfallsdatum gedruckt werden, nach dem diese Produkte tatsächlich nicht mehr genießbar wären", fordert Schmidt daher. Bei Produkten wie Salz oder Zucker, die dauerhaft genießbar seien, müsse heute schon kein Haltbarkeitsdatum mehr auf der Verpackung stehen, sondern nur noch das Herstellungsdatum.

Schmidt schwebt zudem vor, dass es in Zukunft "intelligente Verpackungen" geben soll. "In Verpackungen wie Joghurtbechern kann man elektronische Chips einbauen", sagte der Minister. "Sie ermitteln, wie sich das Produkt von Tag zu Tag verändert. Eine Farbskala von Grün bis Rot zeigt an, wie es um die Verzehrbarkeit steht." Jeder Verbraucher könne dann selbst entscheiden, bis zu welchem Grad er das Nahrungsmittel noch verwenden will.

Wo kommt was hin im Kühlschrank?

lgr/dpa/AFP
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