Alternativen zu russischen Energieimporten Habeck hält Fracking in Deutschland für »schwer möglich«

Ölförderpumpe auf Usedom
Foto: YAY Images / IMAGOTrotz der Bemühungen um eine schnelle Energieunabhängigkeit von Russland hat Wirtschaftsminister Robert Habeck seine ablehnende Haltung gegenüber Fracking in Deutschland bekräftigt. »In der norddeutschen Tiefebene sitzen wir auf einer großen Menge Gas, an das man nur mit Fracking herankommt. Man müsste also mit großem Druck und chemischen Substanzen tiefe Gesteinsschichten zerstören, um das Gas zu gewinnen«, sagte der Grünenpolitiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. »Das ist nach dem Wasserrecht schwer möglich, weil es mit negativen Folgen für unsere Umwelt verbunden sein kann. Im Moment gibt es auch keine Unternehmen, die das wollen.«
Außerdem würde es »Jahre dauern, neue Förderungen hochzuziehen und die Genehmigungsverfahren hinzubekommen«. Die konventionellen Förderfelder in Deutschland seien »weitestgehend ausgeschöpft«, fügte der Vizekanzler hinzu. »Es würde helfen, die Produktion kurzfristig zu steigern – mit der Konsequenz, dass man am Ende früher aussteigt. Unsere Probleme können wir dadurch aber nicht lösen.«
Habeck warnte eindringlich vor einem Importstopp von russischem Gas. »Ein sofortiges Gas-Embargo würde den sozialen Frieden in Deutschland gefährden«, sagte er. »Wir müssen also besonnen agieren, die Schritte genau vorbereiten und sie durchhalten können, wenn wir Putin schaden wollen.«
Söder will Gasfracking in Deutschland prüfen lassen
Kaum eine Fördertechnik ist so umstritten wie das Fracking. Laut Umweltbundesamt (UBA) kann »die Frackingtechnologie zu Verunreinigungen im Grundwasser führen«. Um immer wieder neues Gestein aufzusprengen und die Risse offen zu halten, werden gewaltige Wassermengen benötigt. Experten befürchten Nutzungskonflikte zwischen Erdgasförderung und Landwirtschaft. Vor allem aber könnten Böden und Gewässer kontaminiert werden.
Um die Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern, hatte zuvor der bayerische Ministerpräsident Markus Söder vorgeschlagen, auch die umstrittene Frackingtechnologie zur Gasgewinnung in Deutschland »ergebnisoffen« zu prüfen.
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) schätzt , dass die »technisch förderbaren Schiefergasressourcen in einer Tiefenlage von 1000 bis 5000 Metern zwischen 320 und 2030 Milliarden Kubikmeter« betragen. Der deutsche Jahresverbrauch an Erdgas beträgt derzeit etwa 90 Milliarden Kubikmeter. 55 Prozent davon kommen bisher aus Russland.