Rüstungsprojekt der Bundeswehr Neue Mängel beim Kampfjet "Eurofighter"

"Eurofighter"-Kampfjet der Bundeswehr: Kritik am "Problembär der Luftwaffe"
Foto: RAIGO PAJULA/ AFPDie Bundeswehr muss nach Informationen von SPIEGEL ONLINE bei einem ihrer großen Rüstungsprojekte erneut eine Schlappe hinnehmen. Am Montagabend unterrichtete das Ministerium die Verteidigungs- und Haushaltsexperten des Bundestags "aus gegebenem Anlass", dass es bei der Fertigung der neuen "Eurofighter"-Kampfjets schwerwiegende Probleme bei der Produktion gebe.
Folglich, so das Schreiben von Staatssekretär Markus Grübel, habe die Truppe deswegen die Abnahme weiterer Jets von Airbus "zunächst ausgesetzt".
Mit den neuen Problemen verzögert sich die Auslieferung des "Eurofighters" erneut. Laut dem Schreiben habe der Hersteller die Bundeswehr kürzlich darüber unterrichtet, dass Bohrungen zwischen dem Seitenleitwerk des Flugzeugs und dem Rumpf nicht korrekt entgratet worden seien. Damit sei eine "Schädigung der Struktur des Luftfahrzeugs" nicht mehr ausgeschlossen.
Konkret geht es bei dem jetzt festgestellten Mangel um Verbindungsnähte, die offenbar wegen eines Produktionsfehlers nicht richtig verbunden worden sind. Folglich könnte die Konstruktion des Jets im schlimmsten Fall auseinanderfallen oder sich zumindest verziehen. Bereits vor rund einem Jahr hatte der Hersteller ähnliche Mängel eingestanden, auch damals wurde die Abnahme temporär eingestellt.
Nur eins von vielen Ärgernissen
Wie folgenreich der neue Mangel ist, scheint noch nicht genau absehbar zu sein. Das Ministerium berichtete, man wolle sich bald mit den anderen europäischen Nationen besprechen, die ebenfalls "Eurofighter" bestellt haben. Bisher ist deren Vorgehen noch nicht bekannt.
Der Zeitplan für die Lieferung der "Eurofighter" steht mit der neuen Problem-Meldung wieder infrage. Bisher hat die Bundeswehr 112 Jets des Typs im Einsatz, darunter allerdings bis auf zwei Flugzeuge nur ältere Modelle der sogenannten Tranche eins und zwei. Als einsatzbereit gelten nur rund die Hälfte der Jets, viele sind wegen fehlender Ersatzteile und anderen Problemen mehr oder weniger stillgelegt.
Auf das erste Modell der dritten Tranche wartet die Truppe bis heute. Ursprünglich wollte Airbus 2015 insgesamt mindestens vier Jets der Tranche drei liefern und sogar einige Modelle einer fortgeschrittenen Generation. Dies dürfte wegen der neuen Probleme obsolet sein.
Das Ministerium betonte in seiner Unterrichtung, man nehme die neuen Mängel nicht widerspruchslos hin. Man habe die weitere Lieferung vor allem "unter Gewährleistungsansprüchen" ausgesetzt, heißt es in dem Papier für den Bundestag. Da die Bundeswehr allerdings ihre ursprüngliche Bestellung von "Eurofighter"-Jets eingedampft hatte, wollen auch der Hersteller und die Zulieferer Geld zurück.
"Problembär der Luftwaffe"
Die Grünen kritisierten Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen wegen der neuen Probleme. Haushaltsexperte Tobias Lindner sagte, der Kampfjet entwickele sich immer mehr zum "Problembär der Luftwaffe", damit stehe auch das Rüstungsmanagement der Ministerin infrage. "Am Ende bekommt die Bundeswehr ein Flugzeug, von dem sie nicht weiß, ob es einsatzbereit ist", so Lindner. Statt an Problemen zu feilen, solle von der Leyen "von Rüstungsprojekten mit dem Hersteller Abstand nehmen".
Für die Ministerin ist die Causa mehr als ärgerlich. Zwar hat von der Leyen die endlose Pannen-Geschichte des europäischen Kampfjets nicht voll zu verantworten, er wurde bereits vor Jahren bestellt. Trotzdem bleiben die Negativ-Schlagzeilen aus dem Rüstungsbereich immer auch an ihr hängen.
Erst letzte Woche hatte es einen langen Bericht gegeben, der zumindest eine leichte Verbesserung bei Verspätungen und Kostensteigerungen bei den großen Beschaffungsproblemen der Truppe konstatierte. Das Ergebnis im Detail ist indes weiterhin verstörend, demnach sind die Mega-Projekte der Bundeswehr durchschnittlich rund 41 Monate im Verzug und gigantische 12,6 Milliarden Euro teurer als am Anfang geplant.