Fall Amri
Sonderermittler geht von weiteren Beteiligten bei Aktenmanipulationen aus
Mehr Kriminalbeamte als bisher angenommen haben möglicherweise die Akten im Fall des Berliner Attentäters Anis Amri manipuliert. Davon geht der Sonderermittler Bruno Jost aus.
Der Berliner Sonderermittler im Fall Anis Amri, Bruno Jost, geht davon aus, dass weitere Beamte des Landeskriminalamts (LKA) als bisher bekannt an den nachträglichen Aktenmanipulationen beteiligt waren. "Es spricht einiges dafür, dass die Fachaufsicht ganz oder teilweise versagt hat", sagte Jost im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses weiter. Damit sei die Leitung des Kommissariats 541 gemeint.
Bei einer vollständigen rechtzeitigen Weitergabe aller Erkenntnisse der Kommunikationsüberwachung hätte die Staatsanwaltschaft nach Josts Erkenntnissen ein Verfahren gegen Amri wegen gewerbsmäßigen Drogenhandels einleiten können. Dass diese Erkenntnisse vorlagen, habe durch die nachträgliche Aktenmanipulation am 18. Januar verschleiert werden sollen.
Der vom Berliner Senat beauftragte Jost hatte zuletzt widersprüchliche Aktenvermerke entdeckt. Im LKA soll ein Dokument nachträglich manipuliert worden sein, um die versäumte Gelegenheit einer Festnahme Amris mehrere Wochen vor dem Anschlag zu vertuschen.
Der Tunesier hatte am 19. Dezember einen Lastwagen gekapert und war damit auf einem Weihnachtsmarkt in die Menschenmenge gerast. Zwölf Menschen starben, 67 weitere wurden verletzt. Auf der Flucht wurde er von der Polizei in Mailand erschossen.