Roland Nelles

Kommentar zur Krise der Liberalen Die FDP braucht einen neuen Namen

Sterben die Liberalen aus? Die FDP steckt in der tiefsten Krise ihrer Geschichte, jetzt wird sogar über eine Umbenennung der Partei gestritten. Das ist endlich einmal eine gute Idee.
FDP-Landesparteitag (in Sachsen): Sterben die Liberalen aus?

FDP-Landesparteitag (in Sachsen): Sterben die Liberalen aus?

Foto: Arno Burgi/ dpa

Es ist Zeit, Frau Marie-Agnes Strack-Zimmermann in Schutz zu nehmen. Seit sie als stellvertretende Parteivorsitzende eine Umbenennung der FDP vorgeschlagen hat, ergießen sich Kübel von Häme und Spott über sie. Von "Unfug" spricht FDP-Altkader Wolfgang Kubicki. "Aus Raider wird jetzt Twix, sonst ändert sich nix", höhnt es bei Twitter.

Dabei muss man sagen: Die Umbenennung ist die beste FDP-Idee seit langem. Das Akronym FDP ist von der alten Führung der Partei irreparabel beschädigt worden. Es steht für eine Partei, die jede inhaltliche Glaubwürdigkeit, Ehre und Selbstachtung verloren hat. Es gehört auf den Trümmerhaufen der Geschichte.

Wenn heute jemand FDP sagt, denkt man nicht mehr an Theodor Heuss und Hans-Dietrich Genscher, sondern an Mövenpick und gebrochene Wahlversprechen. Viele Wähler sehnen sich nach einer starken liberalen Partei. Viele wünschen sich eine Politik, die mehr auf Eigenverantwortung als auf Umverteilung setzt. Gerade in Zeiten der Großen Koalition brauchen diese Wähler eine Heimat. Aber niemand sehnt sich nach der FDP.

An dieser Stimmung kann auch der neue Vorsitzende Christian Lindner wenig ändern, obwohl er sich wirklich wacker schlägt. Es wäre deshalb schlau, den Namen hinter sich zu lassen und den Neustart unter Lindner damit auch symbolisch zu besiegeln. Die Neos in Österreich machen vor, wie man praktisch aus dem Nichts eine liberale Bewegung gründet und zum Erfolg führt. Warum soll das nicht auch der FDP gelingen?

Christian Lindner hat nicht viel zu verlieren, schlechter als jetzt kann es der FDP nicht mehr ergehen. Das Fix-Datum der Partei ist das Jahr 2016. Da muss die FDP bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg das Comeback schaffen. Nur so bekommt sie ausreichend Schwung, um auch bei der Bundestagswahl 2017 zu bestehen. Gelingt der Neuaufbau bis dahin nicht, kann Lindner den Laden zusperren. Die AfD wartet nur auf diesen Tag.

Nein, mit den drei alten Buchstaben wird diese Partei nicht mehr glücklich. Seit Jahren predigen FDP-Granden den Deutschen in Sonntagsreden "Mut zu Reformen und Veränderung". Nun könnten die Kubickis dieser Welt ausnahmsweise einmal selbst echten Reformmut beweisen.

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