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TV-Dreikampf der kleinen Parteien: Brüderle gegen Trittin gegen Gysi

Foto: Max Kohr/ dpa

TV-Debatte mit FDP, Linke und Grünen Drei kleine Gewinner

Die Spitzenkandidaten von FDP, Grünen und Linke ließen es richtig krachen. Rot-Rot-Grün oder eine Ampelkoalition? Das kann man sich jetzt kaum mehr vorstellen. Zu deutlich wurden die Unterschiede zwischen Gysi, Brüderle und Trittin. Die Blitz-Analyse.

Berlin - Der Wettstreit der drei kleinen Parteien war wenigstens einer. Also kein Aneinandervorbei-Reden wie am Vorabend bei Angela Merkel und Peer Steinbrück, der Kanzlerin und ihrem SPD-Herausforderer.

Dafür gebührt den drei Spitzenkandidaten zunächst einmal ein Lob. Rainer Brüderle (FDP), Jürgen Trittin (Grüne) und Gregor Gysi (Linke) wirkten munter, angriffslustig und gelegentlich auch witzig. Vor allem aber: Es ging zur Sache, auch wenn sich die drei Männer - keine Frau war dabei - manchmal derart ins Wort fielen, dass der Debatte kaum noch zu folgen war.

Ist das schlimm?

Nein, es sei denn, man ist ein Anhänger des Biedermeier. Das sind hierzulande - leider - zu viele. Politik soll möglichst kuschelig sein. Dabei ist ein kräftiger verbaler Schlagabtausch mitunter erfrischend - zeigt er doch: Auch in der Politik geht es nicht nur um technische Dinge wie den Rentenbeitragssatz, sondern auch um Emotionen. Und die werden heutzutage viel zu selten gezeigt.

Ein wenig erinnerte der Auftritt an die alten Bonner Zeiten, als sich die Vertreter aller Parteien noch in einer Runde beharkten. Das konnte manchmal absurde Züge annehmen, wenn etwa ein Helmut Kohl 1980 - als Oppositionschef - minutenlang ohne Unterlass gegen SPD-Kanzler Helmut Schmidt anredete.

Immerhin: Es war damals oft amüsant.

In der Runde der drei leuchtete am Montagabend diese mitunter wilde TV-Vergangenheit gelegentlich auf. Gab es eine Erkenntnis? Gewiss. Wer wollte, konnte drei Parteienvertreter vor der Bundestagswahl sehen, die kaum zueinander passen. Rot-Rot-Grün oder eine Ampelkoalition? Theoretische Hirngespinste. Nach diesem Abend schwer vorstellbar. Gysi agitierte mal kurz gegen den Afghanistan-Krieg: wenn man den nicht geführt hätte, hätte man viel Geld einsparen können. Und zeigte damit die Bruchstelle auf, die eine rot-rot-grüne Zusammenarbeit im Bund mit sich brächte.

Und eine Ampel aus SPD, FDP und Grünen? Das kann man getrost vergessen. Vor allem bei einem Thema wurde deutlich, wie sehr die drei Parteien auseinanderliegen - bei der Steuerfrage. Trittin sprach - fast schon mit schlechtem Gewissen - von einer "moderaten" Erhöhung des Spitzensteuersatzes und musste sich von Gysi sogar den Vorwurf anhören, "wir schützen die Mitte weit mehr als die Grünen". Eine interessante Erkenntnis dieses Abends.

Der Mann, der in der Mitte stand - Rainer Brüderle - sah dem kleinen Schlagabtausch lächelnd zu. Die Steuerpläne der Grünen, sie sind für die Liberalen ein Himmelsgeschenk. Die Rechnung der FDP ist dabei sehr schlicht und könnte am Ende vielleicht sogar wirken: Wenn die Deutschen etwas fürchten, dann ist es der Griff ins Portemonnaie. Vielleicht retten sich die Liberalen damit in eine Fortsetzung der schwarz-gelben Koalition.

Und so spielte Brüderle den Wächter des deutschen Mittelstands: Bei der Frage über die Vermögensabgabe erregte sich der Pfälzer derart (und bis zur akustischen Unverständlichkeit), dass er sich von Trittin im wilden Wortgefecht der "Lüge" bezichtigen lassen musste.

Was dann kam, war ein erhellender TV-Moment. Der ARD-Moderator versuchte einzugreifen und sagte, das sei so sicher nicht gemeint gewesen. Doch Trittin spielte bei dieser öffentlich-rechtlichen Harmonie-Nummer nicht mit - doch, genau so meine er es.

Wer gewonnen hat an diesem Abend? Es hat, wenigstens zeitweise, Spaß gemacht mit den drei älteren Herren Trittin (fast 60), Gysi (65) und Brüderle (68). Am Ende blieb eine Erkenntnis: Eine Stunde für drei ist zu kurz. Als der FDP-Mann seinen Lieblingsangriff, die Warnung vor dem "Vegetarier-Tag" der Grünen, dem Veggie-Day, unterbringen wollte, reichte es gerade noch zum hastig hingeworfenen Stichwort. Dann war leider auch schon Schluss.

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