Dreikönigstreffen der FDP Lindners langer, langer Lauf

Dreikönigstreffen der FDP: Lindners langer, langer Lauf
Foto: Daniel Naupold/ dpaEs ist nicht so, dass niemand mehr zur FDP kommt. Eine Menge Journalisten sind zum traditionellen Dreikönigstreffen erschienen. Und auch die drei Sternensinger, die vergangenes Jahr fehlten, sind wieder da. Das sei doch ein "wunderbarer Auftakt", findet Parteichef Christian Lindner.
Die Plätze im Haus sind auch sonst gut besetzt. Älteres, ergrautes Publikum meist, auch das war immer so. Diesmal aber ist manches anders. Im Stuttgarter Staatstheater stehen sechs weiße Sessel wie in einer Talkshow, die einzelnen FDP-Redner treten in einen hell erleuchteten Kreis und reden zum Publikum im Stile eines Conferenciers. Und schließlich präsentiert Lindners Partei sich mit einem neuen Logo - mit satter gelber Farbe und einem Streifen Magenta.
"Freie Demokraten" heißt die Botschaft, etwas kleiner kommt der Schriftzug FDP daher. Keine Revolution also, sondern ein bisschen kosmetische Veränderungen, die der 35-jährige Lindner seinen Liberalen da verpasst hat.

Gelb, Blau und Magenta: Das neue Logo der FDP
Die Zusammenkunft zu Dreikönig findet in schwieriger Lage statt - in den Umfragen dümpelt die Partei bei zwei, drei Prozent. Nach dem Rauswurf aus dem Bundestag 2013 war es auf Länderebene ähnlich deprimierend weitergegangen. Im Osten flog die FDP aus allen Landtagen. Im Westen wird in Hamburg Mitte Februar gewählt, im Mai in Bremen. Für die FDP sieht es nicht gut aus.
In Stuttgart gibt Lindner den liberalen Muntermacher - ein Jahr lang hat sich die Partei in Diskussionsrunden und Foren selbst befragt, rund 300 Veranstaltungen kamen zusammen. Viele Mitglieder beklagten dabei einen Verlust an Glaubwürdigkeit, vor allem beim Steuerthema. "Es war ein Fehler, dass wir bei den Koalitionsverhandlungen 2009 nicht auf dem Finanzministerium bestanden haben", ruft Lindner.
Ja, die FDP macht auch Steuerthemen
Im Mai 2010, als er noch Generalsekretär war, habe Kanzlerin Angela Merkel die große Steuerreform zurückgenommen - und die FDP dies stillschweigend geduldet. "In meinem politischen Leben wird mir so etwas nicht noch einmal passieren", verspricht Lindner und geht damit auf selbstkritische Distanz zur Ära des einstigen FDP-Chefs Guido Westerwelle.

Dreikönigstreffen: Der neue Anstrich der FDP
Stuttgart ist Selbstbehauptung und -vergewisserung. Frei nach dem Motto: "Hurra, wir leben noch". Lindner bittet während seines Vortrags einen Mann im Publikum aufzustehen, der 1948 in die Partei eingetreten ist. Der ältere Herr macht das Victory-Zeichen, der Saal applaudiert. Viel ist in Stuttgart von neuer Zeit die Rede. Im Tonfall gibt sich Lindner streckenweise moderat, ein Versuch, die FDP vom oftmals lauten Angriffsmodus der Westerwelle-Jahre wegzubekommen. "Wer nur die Schwächen der anderen betont, scheint sich seiner eigenen Stärke nicht sicher zu sein", sagt er.
Lindners inhaltliche Rezeptur für die Liberalen ist dennoch kein Bruch mit den Traditionsthemen der Partei. Er beklagt den "Mangel an Tatkraft, Optimismus und Freiheitssinn", will eine "neue Chancenkultur", lobt die Suche nach "Freiheit und Freiheitssinn". Und selbst die Steuerpolitik, bei der die FDP ihre Anhänger unter Schwarz-Gelb enttäuschte, wird als "Freiheitsthema" vom Saal bejubelt. Fast trotzig klingt das bei Lindner, mit einem Seitenblick auf die Medien: "Die FDP entdeckt Steuerthemen wieder? Ja, und?", ruft er aus.
Über allem schwebt aber die Frage: Werden Lindners Zauberkünste reichen, um die FDP aufzurichten? Er selbst weiß: Es wird ein langer, langer Lauf bis zur Bundestagswahl 2017. Derzeit sieht es grau aus, auch wenn das neue Logo noch so bunt strahlt. Eine Partei wie die AfD feierte zuletzt Erfolge, auch zu Lasten der Liberalen. Manche in der FDP-Führung hoffen insgeheim, dass der heimliche AfD-Chef Bernd Lucke im internen Streit von den rechts-konservativen Kräften besiegt wird.
Wettern gegen AfD
Lindner drückt es in Stuttgart so aus: Die AfD mache sich mit Pegida gemein. Mit Blick auf Luckes Position bei den Eurokritikern ruft er aus: "Professor Biedermann hat seine Schuldigkeit getan, jetzt übernehmen dort die bürgerlichen Brandstifter." Die AfD sei das "Gegenteil von alledem, was uns Liberalen heilig ist", sagt Lindner. Der Saal antwortet mit donnerndem Applaus.
Bei der Beurteilung der Pegida-Demonstranten ist Lindner schon vorsichtiger, schon um keine Lücke zu seinem Vize Wolfgang Kubicki zu reißen. Der hatte in einem Interview vor einer pauschalen Verurteilung der Demonstrationsteilnehmer gewarnt. Lindner distanziert sich zwar klar von den Pegida-Organisatoren, wirft ihnen ein "völkisches Konzept" vor. Wer aber die Demonstranten pauschal als "Mischpoke" oder als "Nazis in Nadelstreifen" beschimpfe, treibe sie regelrecht in die Arme der Pegida-Macher.