Heikler Diplomatenposten FDP-Außenexperte Lambsdorff soll neuer Botschafter in Moskau werden

Nicht erst seit Putins Überfall auf die Ukraine ist der Botschafterposten in Moskau einer der schwierigsten in der deutschen Diplomatie. Im Sommer 2023 soll nach SPIEGEL-Informationen Alexander Graf Lambsdorff dort übernehmen.
FDP-Abgeordneter Alexander Graf Lambsdorff

FDP-Abgeordneter Alexander Graf Lambsdorff

Foto: IMAGO/Political-Moments

In der deutschen Botschaft in Moskau steht ein Wechsel beim Spitzenpersonal bevor. Der FDP-Außenpolitiker Alexander Graf Lambsdorff soll im kommenden Sommer neuer Botschafter werden. Das wurde dem SPIEGEL aus Koalitionskreisen der Ampel bestätigt. »So ist es vorgesehen«, hieß es zu der Personalie. Zuvor hatte das Portal Pioneer  über den geplanten Wechsel berichtet.

Aktuell ist Géza Andreas von Geyr auf dem Posten in Moskau. Die diplomatische Mission in der russischen Hauptstadt gilt spätestens seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine als eine der schwierigsten.

Lange Zeit wurde in Berliner Koalitionskreisen darüber spekuliert, Lambsdorff könnte Botschafter in den USA werden – diese Option ist nun vom Tisch. Stattdessen soll laut Pioneer Andreas Michaelis, Staatssekretär im Auswärtigen Amt und früherer Botschafter in London, neuer deutscher Botschafter in Washington werden.

Lambsdorff gilt als einer der erfahrensten Außenpolitiker der Ampel, nicht zuletzt auch durch seine früheren Kenntnisse des Auswärtigen Amtes. Von 1995 an wurde er zum Diplomaten ausgebildet, gehörte 1997/1998 dem Planungsstab im Auswärtigen Amt unter dem damaligen FDP-Außenminister Klaus Kinkel an.

Von 2000 bis 2003 war Lambsdorff zudem Mitarbeiter in der deutschen Botschaft in Washington, danach zeitweise Länderreferent für Russland im Auswärtigen Amt. Von 2004 bis 2017 war er Mitglied des Europäischen Parlaments, von 2014 bis 2017 dessen Vizepräsident. Seit 2017 gehört Lambsdorff dem Bundestag an und ist stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion.

Scharfe Kritik an Russlands Angriff auf die Ukraine

Lambsdorff hat den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine mehrfach scharf verurteilt und zum Ausdruck gebracht, dass er eine rein diplomatische Lösung derzeit nicht für möglich hält. Im April sagte Lambsdorff bei einer TV-Debatte, die Lösung des Konflikts sei zunächst eine militärische. Diesen Standpunkt bekräftige er im September, als er sagte, Deutschland müsse die Ukraine so lange militärisch unterstützen, bis es zu Verhandlungen auf Augenhöhe kommen könne.

Zudem kritisierte er im April in einem Gastbeitrag in der »Zeit« Osterdemonstranten, die für Pazifismus eintreten. »Wenn Ostermarschierer jetzt Abrüstung fordern und in Interviews vorschlagen, die Ukraine ›gewaltfrei zu unterstützen‹, spucken sie den Verteidigern Kiews und Charkiws ins Gesicht«, schrieb er.

Im Oktober nannte Lambsdorff es ein Zeichen von Schwäche, dass Kremlchef Wladimir Putin in den völkerrechtswidrig annektierten ukrainischen Gebieten den Kriegszustand ausgerufen hatte. »Das zeigt einfach, dass er seinen Griff mit administrativen Mitteln dort ausweiten will, wo es ihm mit militärischen Mitteln zu entgleiten droht.«

sev/ulz
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