Festnahmen in Berlin Terrorverdächtige beschafften sich Schwefel- und Salzsäure
Berlin - Die festgenommenen Terrorverdächtigen in Berlin haben offenbar mehrere Kilogramm gefährlicher Chemikalien beschafft. Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE handelt es sich dabei um mehrere Kilogramm 37-prozentige Schwefelsäure sowie ein Kilogramm Salzsäure. Firmen in Berlin und Baden-Württemberg, die von den beiden kontaktiert worden waren, hatten sich angeblich an die Sicherheitsbehörden gewandt, weil ihnen die Mengen verdächtig vorkamen.
Dabei sind diese Mengen an Schwefel- und Salzsäure allein noch nicht außergewöhnlich - sie sind auch in Baumärkten und Internet-Versandhäusern ohne Probleme erhältlich. Für Aufsehen könnte gesorgt haben, dass der Hauptverdächtige laut "Tagesspiegel" vor mehreren Monaten bereits größere Mengen an Kühlkissen bestellt hat. Das darin enthaltene Gel sei in Verbindung mit einer bestimmten Säure hochexplosiv.
Die beiden 24 und 28 Jahre alten Männer handelten nach Einschätzung der Polizei allein. Es gebe jedenfalls derzeit keine Erkenntnisse über Verbindungen zu einschlägig bekannten militanten Gruppen oder zu Extremisten im Ausland, sagte ein Polizeisprecher SPIEGEL ONLINE.
Er bestätigte, dass die beiden Verdächtigen die Chemikalien beschafft hatten. Sie hätten aber offenbar noch nicht begonnen, Sprengstoff zu bauen. Es habe daher auch keine unmittelbare Gefahr bestanden.
Es ist nicht das erste Mal, dass mutmaßliche Bombenbauer wegen ihrer Chemikalienkäufe auffallen, so etwa der Attentäter von Oslo und Utoya, Anders Breivik. In seinem Fall kam es allerdings zu keinen weiteren Untersuchungen, weil er angab, die Stoffe für die Bewirtschaftung seiner Farm zu benötigen, was offenbar glaubwürdig erschien.
Schon länger gibt es ein freiwilliges Monitoring-System in der Branche, das helfen soll, potentielle Bombenbauer frühzeitig über ihre Einkäufe zu identifizieren. Der Großhändler, bei dem die verhinderten Terroristen der " Sauerland-Gruppe" ihre Chemikalien bezogen hatten, war einer der wenigen Anbieter gewesen, die sich diesem System entzogen hatten.
Ermittler durchsuchen Moschee und Wohnungen
Bei den Berliner Festgenommenen handelt es sich um einen 24-jährigen Deutschen libanesischer Herkunft und einen 28-Jährigen aus dem Gaza-Streifen. Beiden Männern wird laut Staatsanwaltschaft die Vorbereitung einer "schweren staatsgefährdenden Gewalttat" vorgeworfen.
Polizisten durchsuchten am Donnerstag die Räume eines islamischen Kulturvereins und einer Moschee in der Tromsöer Straße im Berliner Stadtteil Wedding. Die Al-Rahman Moschee liegt im zweiten Stock eines größeren Gebäudekomplexes mit mehreren Nebenräumen. In dem Klinkerbau befinden sich neben dem Kulturzentrum noch mehrere Gewerberäume. Zum Zeitpunkt der polizeilichen Durchsuchung waren nur wenige Menschen anwesend. An dem Einsatz waren rund 230 Beamte, darunter der Bereitschaftspolizei und des Sondereinsatzkommandos (SEK) beteiligt, sagte ein Polizeisprecher.
Bislang keine Hinweise auf konkretes Ziel
Der Verein selbst ist nicht Ziel der Ermittlungen, betonte die Polizei. Die beiden Verdächtigen hätten sich dort aber häufiger aufgehalten und zeitweise auch gewohnt. Parallel zu der Durchsuchung im Wedding würden auch die Wohnungen der Verdächtigen in Neukölln und Kreuzberg durchsucht.
Die Polizei schließt einen Zusammenhang mit den Anschlägen in New York und Washington am 11. September vor zehn Jahren oder dem Besuch des Papstes, der am 22. September in Berlin erwartet wird, bislang aus. Der Berliner Oberstaatsanwalt Ralph Knispel sagte, zur Zeit wisse man nichts von einem konkret geplanten Anschlag oder einem konkreten Ziel.