Festnahmen in Bonn Bin Laden ließ in Deutschland Irak-Anschläge planen
Karlsruhe - Bei den Festgenommenen handelt es sich nach Angaben von Generalbundesanwalt Kay Nehm um einen 29 Jahre alten Iraker und einen 31-jährigen staatenlosen Palästinenser aus Libyen. Den bei Durchsuchungen verhafteten Männern wird die Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Der 29-jährige Iraker wurde in Mainz, der 31-jährige Palästinenser in Bonn festgenommen.
Der Iraker sei ein hochrangiges Mitglied der al-Qaida und habe auch Kontakt zu Bin Laden gehabt. Er habe Nuklearmaterial besorgen und Selbstmordattentäter rekrutieren sollen. Den Palästinenser habe er zu einem Attentat im Irak überreden können. "Genaueres zu dem Anschlag wissen wir nicht, aber er wäre wohl nach den üblichen Mustern abgelaufen", sagte Nehm. Einige Tage vor Beginn der eigentlichen Vorbereitungen habe die Polizei jetzt zugegriffen.
Der Iraker habe auch 48 Gramm hoch angereichertes Uran, das in Händen einer Luxemburger Gruppe gewesen sei, an al-Qaida vermitteln sollen. "Das Material als solches hat nicht über das Gefährdungspotenzial verfügt, als dass man damit unmittelbar etwas anfangen könnte", sagte Nehm jedoch. Wohin das Uran geschickt werden sollte und wozu es bestimmt war, sei bislang unbekannt.
"Aufgrund ihrer Vorgeschichte sind beide als Mitglieder der al-Qaida anzusehen", sagte Nehm. Es lägen keine Erkenntnisse darüber vor, dass sie eine eigenständige al-Qaida-Zelle in Deutschland gegründet oder dass sie hier ein Attentat geplant hätten. Die beiden werden heute dem Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof vorgeführt, der dann über die Haftbefehle entscheidet.
Bei Durchsuchungen von vier Wohnungen in Mainz und Bonn sei umfangreiches Beweismaterial beschlagnahmt worden. Die Männer hätten sich ohne Gegenwehr festnehmen lassen. Einer der beiden habe Medizin studiert.
Der Palästinenser war der Polizei den Angaben zufolge schon 1999 und bei einer der Rasterfahndung nach den US-Attentaten 2001 aufgefallen. Bei 2002 begonnenen Ermittlungen der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft wegen Schleusungen von Ausländern sei Material gefunden worden, das die enge Verbindung zu al-Qaida beweise.
Iraker wollte den Märtyrertod sterben
Der festgenommene Iraker sei die zentrale Figur, sagte Nehm. Er habe Kontakte zum al-Qaida-Führungskader gehabt, darunter auch zu Ramzi Binalshibh, dem mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge in den USA am 11. September 2001. Er sei vor den Anschlägen in den USA in Ausbildungslagern der al-Qaida in Afghanistan gewesen und habe sich nach dem Attentat an Kämpfen des Netzwerkes gegen US-Militärs beteiligt. Mit einem deutschen Reisepapier sei er 2002 nach Deutschland eingereist. Er habe selbst als Selbstmordattentäter den Märtyrertod sterben wollen, sei aber von der Qaida-Führung zu anderen Aufgaben bestimmt worden.
Der Palästinenser habe nach seiner Rekrutierung im September 2004 eine Deutsche geheiratet und zur Absicherung seiner Familie und zur Finanzierung des Anschlags Lebensversicherungen in Höhe von über 830.000 Euro abgeschlossen, sagte Nehm. Bei einer in den nächsten Tagen geplanten Ägyptenreise habe mit einem Verkehrsunfall sein Tod fingiert werden sollen. Über Bestechung sollte dort das Sterbepapier besorgt werden. Danach habe er untertauchen und sich auf das Attentat vorbereiten wollen. Der Großteil des durch den Versicherungsbetrug erwirtschafteten Geldes sei für den weltweiten Dschihad, den Heiligen Krieg, bestimmt gewesen.