Fleischloser Tag Heftiger Widerstand gegen "Veggie Day" der Grünen

Einen fleischlosen Tag pro Woche in Deutschlands Kantinen fordern die Grünen - und ernten für den "Veggie Day" heftige Kritik: Koalition und Linke warnen vor einer Bevormundung der Bürger.
Brokkoli als Hauptmahlzeit: Widerstand gegen den "Veggie Day" der Grünen

Brokkoli als Hauptmahlzeit: Widerstand gegen den "Veggie Day" der Grünen

Foto: Caroline Seidel/ dpa

Berlin - Von wegen "Veggie Day". Die Grünen haben vorgeschlagen, dass es jeden Donnerstag in deutschen Kantinen nur vegetarische Gerichte gebe. Doch mit dieser Idee ernteten sie heftige Gegenwehr - Fleisch gehöre zum Essen dazu, hielt die Bundesregierung dagegen.

Der "Veggie Day" solle an die Tradition eines fleischlosen Freitags anknüpfen und die Gesundheit, den Tier- und Klimaschutz fördern, hatte Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt angeregt. Dies werde bereits in mehreren Städten wie Bremen und in Unternehmen so gehandhabt. "Man muss nicht jeden Tag zwei Burger essen", sagte Göring-Eckardt. Dies entspreche ungefähr dem durchschnittlichen Fleischkonsum der Bundesbürger - nämlich rund 60 Kilogramm pro Kopf und Jahr.

Einen Zwang hin zum "Veggie Day" solle es keineswegs geben, betonte Göring-Eckardt. Allerdings könne sie sich vorstellen, dass die Politik es fördere, wenn der Speiseplan an diesen Tagen abwechslungsreich gestaltet werde.

Fraktionschefin Renate Künast sagte der Deutschen Presse-Agentur, als erstes solle es um die öffentlichen Kantinen gehen. So eine Initiative werde gut ankommen: 60 Prozent der Deutschen seien zu weniger Fleischkonsum bereit. "Es wird ja niemandem etwas verboten." Der "Bild"-Zeitung sagte sie: "Ein Veggie Day ist ein wunderbarer Tag zum Ausprobieren, wie wir uns mal ohne Fleisch und Wurst ernähren."

Politiker von Union und FDP, aber auch der Linken warnten dagegen vor einer Bevormundung der Bürger. Die Menschen seien klug genug, selbst zu entscheiden, wann sie Fleisch und Gemüse essen, sagte FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle der "Bild"-Zeitung. "Menschen ständig Vorschriften zu machen, ist nicht mein Verständnis von Freiheit und Liberalität." CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe warnte in der Bielefelder "Neuen Westfälischen" vor einer "grünen Bundes-Verbots-Republik". Der Bundesgeschäftsführer der Linken, Matthias Höhn, wetterte in "Handelsblatt Online" gegen eine "grüne Erziehungsdiktatur".

Auch Bundesernährungsministerin Ilse Aigner (CSU) kritisierte den Grünen-Vorstoß. "Wir halten generell wenig von Bevormundungen", sagte ein Sprecher. "Am Ende brauchen wir eine ausgewogene Ernährung. Da gehört Fleisch dazu." Der Bund unterstütze aber, dass in Deutschland immer weniger Fleisch konsumiert werde.

Erst im Februar hatte die Techniker Krankenkasse eine Studie vorgestellt, nach der viele Bundesbürger nach wie vor viel mehr Fleisch und Wurst essen als empfohlen - vor allem Männer. Während nur vier von zehn Frauen täglich Wurst oder Fleisch zu sich nehmen, sind es demnach sechs von zehn Männern.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt seit langem, sich vorwiegend mit pflanzlichen Lebensmitteln zu ernähren. Laut einer vom Umweltverband WWF herausgegebenen Studie bewirkt hoher Fleischkonsum zudem viel Landverbrauch und weit mehr Treibhausgase als pflanzliche Ernährung. "Es geht tatsächlich auch ohne", sagte Göring-Eckardt. Welcher Wochentag fleischlos bleibe, sei egal.

als/dpa
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