Gabriel gegen Ausländerhasser Das "Pack"-Problem

Demonstranten in Heidenau: "Das Wort 'Pack' ist ein Unwerturteil"
Foto: Jan Woitas/ dpaDer Vorsitzende der SPD, Sigmar Gabriel hat einen Satz gesagt, der das hatte, was man gewöhnlich Wumms nennt. Er hat die ausländerfeindlichen Krakeeler in Sachsen als Pack bezeichnet. "Pack", welches "eingesperrt werden muss." Das klang ein wenig nach Gerhard Schröder, der Sexualstraftäter "wegsperren" wollte, und zwar "für immer". Vizekanzler Gabriel gewann mit seiner "Pack"-Schmäh den Klartext-Wettbewerb mit Kanzlerin Angela Merkel. Zumindest war er schneller. Immerhin.
Aber war es richtig?
Das Wort "Pack" war in Sachsen schon vor dem Eintreffen Gabriels gefallen. Erregte Bürger aus dem Ort Freital sprachen vom "Pack", womit sie die Flüchtlinge meinten. Was wolle das Pack hier? Die erregten Sachsen wollten so wie der erregte Niedersachse eines: wahrgenommen werden. Es ist ihnen gelungen.
Mit seinem Versuch, die größtmögliche Distanz zu Fremdenfeinden zum Ausdruck zu bringen, hat sich Gabriel leider auf deren sprachliches Niveau begeben. Er hat den Begriff "Pack" nun hoffähig gemacht. Und schon rufen einige der Ausländerhasser: "Wir sind das Pack."
Aber kann man für die Achtung der Würde von Menschen werben, indem man anderen diese abspricht? "Ich glaube an die Unantastbarkeit und an die Würde jedes einzelnen Menschen", hämmerte die Freiheitsglocke in Berlin. Dieser Gedanke ist Leitbild unserer Demokratie, er ist Kern unseres Strafrechts, das auf Reue und Resozialisierung setzt. Selbst die Gnadenlosen der RAF hatten Anspruch auf Gnade.
Das Wort "Pack" ist ein Unwerturteil, welches in einer Gesellschaft, die sich in ihrer Verfassung noch immer auf Gott bezieht, nichts zu suchen hat. Deshalb fragen wir, warum sich jemand so würdelos verhält, wie einer bei uns Terrorist, wie einer Salafist oder Rechtsextremist werden konnte. Und deshalb müssen wir uns fragen, wie Mitmenschen in Freital oder anderswo Menschenhasser wurden.
Im Video: Pöbelei gegen Kanzlerin Merkel in Heidenau