Geplanter Anschlag in Düsseldorf Polizeigewerkschaft warnt vor Panikmache gegen Flüchtlinge

Die mutmaßlichen IS-Terroristen, die einen Anschlag in Düsseldorf geplant haben sollen, waren offenbar als Flüchtlinge getarnt. Die Terrormiliz will damit laut Polizeigewerkschaft gezielt Ängste schüren.

Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, hat nach dem Bekanntwerden der IS-Anschlagspläne auf die Düsseldorfer Innenstadt davor gewarnt, Flüchtlinge unter Generalverdacht zu stellen. Es sei ganz offensichtlich die Strategie des "Islamischen Staates" (IS), Flüchtlinge zu diskreditieren, indem die Terrormiliz eigene Leute als Asylbewerber nach Europa einschleuse, sagte Wendt.

"Nötig wäre das nicht", sagte Wendt. "Der IS hat viel Geld und könnte andere Wege nutzen."

Die Miliz tut es seiner Ansicht nach trotzdem, um gezielt Flüchtlinge in Misskredit zu bringen und Ängste vor ihnen zu schüren. "Dem muss man entschieden entgegentreten." Es wäre furchtbar, den Menschen, die in Deutschland Schutz suchten, pauschal Terrorabsichten zu unterstellen.

Wendt sagte, er könne auch die rechtspopulistische AfD nur davor warnen, den aktuellen Fall zu nutzen, um daraus politisch Kapital zu schlagen.

Festnahme in der Flüchtlingsunterkunft

Am Donnerstag wurden im Auftrag von Generalbundesanwalt Peter Frank drei Terrorverdächtige in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Baden-Württemberg festgenommen. Ein vierter Mann sitzt in Frankreich in Untersuchungshaft. Sie sollen im Auftrag der IS-Spitze einen Anschlag in der Düsseldorfer Altstadt geplant haben.

Alle vier Männer hatten sich offenbar als Flüchtlinge getarnt. Mindestens einer von ihnen lebte nach SPIEGEL-Informationen in einer Unterkunft für Asylbewerber und wurde dort auch festgenommen.

Hinweise, "dass die Beschuldigten bereits mit der Umsetzung ihres Anschlagsplanes konkret begonnen hatten", lagen nach Angaben der Bundesanwaltschaft nicht vor. Am Freitag werden weitere Einzelheiten zu den Verdächtigen erwartet.

Video: Mutmaßliche IS-Zelle in Deutschland ausgehoben

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Zu dem Mann, der in Paris in Untersuchungshaft sitzt, gab die französische Justiz inzwischen Details bekannt: Demnach handelt es sich um den 28-jährigen Syrer Saleh A.: Er soll über die sogenannte Balkanroute nach Europa gekommen sein. Er habe sich am 1. Februar freiwillig auf einem Pariser Kommissariat gemeldet und umfassend über die Pläne für einen Anschlag in Düsseldorf berichtet, hieß es.

Seine Berichte haben den Angaben aus Paris zufolge zur Festnahme der drei Männer in Deutschland geführt. A. habe ausgesagt, dass er "Informationen über eine Schläferzelle" habe, die bereit sei, "in Deutschland zuzuschlagen". Der Mann soll den Angaben zufolge zunächst Gefangener des IS gewesen und später dann Mitglied der Terrormiliz geworden sein.

aar/dpa/AFP
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