Anschlag auf Flüchtlingsunterkunft bei Hamburg DNA-Spuren führen zu einem Nachbarn

Geplante Flüchtlingsunterkunft in Escheburg: Noch steht das Haus leer
Foto: Daniel Reinhardt/ dpaHamburg - "Besorgte Bürger" könnten für einen Brandanschlag auf eine bezugsfertige Unterkunft für Asylbewerber in Escheburg (Schleswig-Holstein) verantwortlich sein. Laut den "Lübecker Nachrichten" und der ermittelnden Staatsanwaltschaft Lübeck wurden DNA-Spuren eines unmittelbaren Nachbarn sichergestellt. Wie die Zeitung weiter berichtet, habe dieser zwar allein gehandelt, die Tat aber mit einem Dutzend weiterer Anwohner geplant.
Gegenüber SPIEGEL ONLINE bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft, dass es eine vorläufige Festnahme gegeben habe. Der 37-jährige Anwohner solle am Freitag einem Haftrichter vorgeführt werden. Der Sprecher dementierte Berichte, dass der Mann bereits ein Geständnis abgelegt habe. Auch lägen bislang ausschließlich Hinweise auf eine Alleintäterschaft vor.
Am Nachmittag des 9. Februar war ein Kanister mit Brandbeschleuniger durch ein Fenster in das Holzhaus geworfen worden, in das kurz darauf sechs irakische Flüchtlinge einziehen sollten. Es entstand ein geringer Sachschaden.
Kurz zuvor waren 15 aufgebrachte Bürger zur Amtsverwaltung Hohe Elbgeest gezogen, um sich gegen die Unterbringung der Flüchtlinge auszusprechen. Darunter befand sich offenbar auch der mutmaßliche Täter. Bürgermeister Rainer Bork hatte die Einwohner am 6. Februar über den Einzug der Asylbewerber informiert, der zu diesem Zeitpunkt seit zwei Tage feststand.
Feindliche Stimmung vieler Anwohner
Die Stimmung in dem Ort mit 3000 Einwohnern ist aufgeheizt. Gegenüber den "Lübecker Nachrichten" hatte sich Bork gegen Kritik an seiner Informationspolitik gewehrt. Demnach hätte eine frühere Einbeziehung der Bürger nichts genutzt: "Wir haben gegen eine Wand argumentiert", sagte er.
Das Zweifamilienhaus für insgesamt zehn Asylbewerber ist durch die Rußentwicklung in Mitleidenschaft gezogen worden. Vorläufig ist es nicht beziehbar, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Nach einem Bericht des "Tagesspiegel" hat sich die Zahl der Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte im vergangenen Jahr verdreifacht. Demnach zählten die Behörden im vorigen Jahr 150 rechtsextremistisch motivierte Straftaten, dreimal mehr als 2013. Allein im letzten Quartal 2014 waren es 67 Taten.