Umfrage zur Bundestagswahl Piraten profitieren von NSA-Skandal

Piraten beim Bundesparteitag in Neumarkt (Mai 2013): Wert verdoppelt
Foto: Daniel Karmann/ dpaBerlin - Wochenlang lag die Piratenpartei gerade einmal bei zwei Prozent in den Umfragen, sie wurde nur noch unter der Kategorie "Sonstige Parteien" geführt. Jetzt legt sie in der Gunst der Wähler wieder zu. Im neuen Wahltrend von "Stern" und RTL verdoppelt die Partei ihr Ergebnis von zwei auf vier Prozent. Das ist ihr bester Wert in der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa seit Mitte Januar.
Die Ergebnisse der Parteien im Überblick:
- Die CDU/CSU verharrt bei 41 Prozent,
- die FDP bleibt bei fünf Prozent,
- die SPD fällt dagegen um einen Punkt auf 22 Prozent,
- die Grünen verlieren zwei Punkte, landen bei zwölf Prozent und
- die Linke legt um einen Punkt auf neun Prozent zu.
Zwei Monate vor der Bundestagswahl hat die Regierungskoalition aus Union und Liberalen mit 46 Prozent einen Vorsprung von drei Punkten auf SPD, Grüne und Linke. Diese kommen zusammen auf 43 Prozent.
"Viele halten die persönlichen Attacken für überzogen"
Auch am Bild von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) haben die Angriffe der Opposition bisher nicht kratzen können. Die SPD attackiert seit Wochen die Regierungschefin, sie wirft Merkel in der Spähaffäre des US-Geheimdienstes NSA vor, untätig zu sein. Am Wochenende hatte Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sie sogar an ihren Amtseid erinnert.
In der Forsa-Umfrage hat die Affäre dennoch kaum Auswirkungen. Bei einer Direktwahl des Regierungschefs würden sich wie in der Vorwoche 57 Prozent der Deutschen für Merkel entscheiden - nur 21 Prozent (plus ein Prozentpunkt) für ihren Herausforderer Steinbrück (SPD).
Zur Frage, warum die Angriffe der Opposition gegen die Regierung in der NSA-Affäre so ins Leere liefen, sagte Forsa-Chef Manfred Güllner dem "Stern": "Auch wenn Angela Merkel in dieser Sache nicht unbedingt geglaubt wird, so halten viele Menschen die persönlichen Attacken auf sie doch für überzogen. Etwa wenn SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück ihr vorwirft, sie habe ihren Amtseid gebrochen, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden."
Generell habe das Gezänk der Parteien dazu geführt, dass die Politikverdrossenheit leicht angestiegen sei. Dies erkläre auch den Zuwachs der Piratenpartei. Güllner sagte: "Die Piraten bündeln den Unmut, der durch NSA und die Unglaubwürdigkeit der Politiker entstanden ist".
Stichprobe: Forsa befragte 2500 repräsentativ ausgesuchte Bundesbürger durch computergesteuerte Telefoninterviews, die durch eine computergesteuerte Zufallsstichprobe ermittelt wurden.
Zeitraum: 15. bis 19. Juli 2013
Statistische Fehlertoleranz: +/- 2,5 Prozentpunkte