NS-Aufarbeitung Frankfurter Sparkasse griff offenbar in Publikation zur NS-Geschichte ein
Die Behauptung der Frankfurter Sparkasse, sie habe »keinerlei Einfluss« auf eine geplante Festschrift zur Geschichte des Hauses genommen, entpuppt sich offenbar als falsch. Laut einer E-Mail des damit beauftragten Instituts für Bank- und Finanzgeschichte (IBF) vom November 2021 hatte die Sparkasse »nach eingehender, den Vorstand einbeziehender Lektüre« »grundsätzliche Bedenken« am Manuskript. Die Korrekturwünsche betrafen demnach auch die Kapitel zur NS-Zeit und zur Nachkriegszeit, um die ein heftiger Streit entbrannt ist (SPIEGEL 12/2022). Laut der Mail betrachtete das IBF »die Überarbeitung bestimmter Passagen« als Voraussetzung für eine Veröffentlichung. Der Autor der Kapitel, der Historiker Ralf Roth, wirft dem Geldinstitut und dem IBF vor, sich vor einer umfassenden Darstellung der NS-Jahre zu drücken, etwa zur Enteignung jüdischer Sparer. Mittlerweile hat das IBF mitgeteilt, es werde sich von Roth trennen und keines seiner Kapitel mehr verwenden. Allerdings soll die Sparkasse nach wochenlangem Zögern nun bereit sein, auf einen Vorschlag ihrer früheren Eigentümerin einzugehen, der Polytechnischen Gesellschaft in Frankfurt. Diese hatte angeregt, die NS-Zeit in einer separaten Studie gemeinsam aufzuarbeiten. Die Sparkasse wollte sich auf Anfrage nicht äußern.