

La Hague/Hamburg - Wenn sich in knapp zehn Tagen der in Richtung Gorleben in Bewegung setzt, dürften das in Deutschland wesentlich mehr Menschen verfolgen als zuletzt. Angesichts der geplanten Laufzeitverlängerung für die deutschen Kernkraftwerke erwartet die weitaus mehr Zulauf für die Proteste.
Die Polizei im Wendland rechnet zudem ab Samstag kommender Woche mit massenhaften Sabotage-Aktionen an der Bahnstrecke. Eine große Anti-Atom-Demonstration mit Zehntausenden Menschen ist für diesen Tag geplant, und schon im Vorhinein verabreden sich die Atomkraftgegner per Internet. Das Bekenntnis zum "Castor-Schottern", zum Entfernen von Schottersteinen aus dem Gleiskörper der Strecke, machten sich auf diesem Weg mittlerweile 1400 Organisationen und Einzelpersonen, darunter auch Professoren und Politiker, zu eigen.
Die Polizei nahm am Mittwoch in Hannover zwei Atomkraftgegner vorübergehend fest, die zur Sabotage der Gleise aufgerufen haben sollen. Die 21 Jahre alte Frau und ihr 30 Jahre alter Begleiter hätten in einer U-Bahn Aufkleber mit einem Internetlink angebracht, unter dem zur Beschädigung der Gleisanlagen aufgerufen werde, hieß es. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft Lüneburg bereits gegen alle ihr namentlich bekannten AKW-Gegner, die sich zum Schottern bekannten, Ermittlungsverfahren wegen des Aufrufs zu Straftaten eingeleitet.
Greenpeace warnt vor ungewöhnlich hoher Radioaktivität
Am Abend des 5. November soll der Atommüllzug mit den elf Castor-Behältern in Richtung Deutschland starten. Die erste Etappe hat bereits begonnen. Speziallastwagen brachten bis Mittwoch fünf Behälter mit hoch radioaktivem Müll aus der Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) La Hague in Nordfrankreich zum 30 Kilometer entfernten Verladebahnhof in Valognes. Von dort werden die Behälter in das rund 1000 Kilometer entfernte Zwischenlager Gorleben transportiert.
Der Zielbahnhof in Dannenberg, wo die Müllbehälter auf Speziallastwagen umgeladen werden, wurde am Mittwoch abgesperrt und dick mit Stacheldraht eingezäunt.
Greenpeace warnt wenige Tage vor dem Start des Transports vor der radioaktiven Strahlung, deren Konzentration diesmal extrem hoch sei, weil die Brennstäbe besonders lange im Einsatz gewesen seien, sagte der Atomexperte der Umweltorganisation Yannick Rousselet. Es bestehe eine Gefahr für alle, die an den Transporten beteiligt seien.
Auch die Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS), die das Zwischenlager in Gorleben betreibt, berichtete, im Inneren der Behälter sei die Aktivität höher als in der Vergangenheit. Es seien deshalb aber neue Behältertypen entwickelt worden, so dass die messbare Strahlung außerhalb der Castoren nicht höher sei als bei früheren Transporten.
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Polizisten am Bahnhof Dannenberg: Stacheldraht soll die Bahnstrecke sichern, auf der am ersten Novemberwochenende der Castor-Transport erwartet wird. Via Internet verabreden sich Atomkraftgegner bereits zu Sabotage-Aktionen, gegen die...
...wohl auch Absperrungen nicht komplett helfen werden. Das kündigen die Organisatoren, die zum "Castor-Schottern" aufrufen, auf ihrer Website an.
Protestplakat im Wendland: Die Anti-Atomkraft-Bewegung rechnet mit deutlich mehr Zulauf bei der großen Demonstration am Tag der Castor-Ankunft. Die Erfahrung der letzten Wochen...
...gibt ihnen Recht. Hier demonstrieren ein paar Hundert Aktivisten am Montag in Berlin. Einen Monat vorher...
...waren es Zehntausende, die unter dem Motto "Atomkraft: Schluss jetzt!" durch die Hauptstadt zogen. Und es war nicht das erste Mal, dass sich eine starke neue Anti-Atomkraft-Bewegung in Deutschland andeutete.
Nein danke: Das Wahrzeichen der Anti-Atomkraft-Bewegung hat Hochkonjunktur und dürfte auch bei den Protesten im Wendland in knapp zehn Tagen wieder von überall her hell leuchten.