CSU-Politiker und Stasi-Mann Bundesarchiv veröffentlicht Strauß-Korrespondenz mit Schalck-Golodkowski

Franz Josef Strauß mit Alexander Schalck-Golodkowski 1985
Foto: ZB / dpaSie trafen sich oft: Franz Josef Strauß, CSU-Chef und bayerischer Ministerpräsident, und Alexander Schalck-Golodkowski, DDR-Staatssekretär, Devisenbeschaffer und Stasioffizier. Das Bundesarchiv veröffentlicht dazu nach SPIEGEL-Informationen nun Korrespondenzen aus den Jahren 1982 bis 1984.
Die Gesprächsvermerke und telefonisch übermittelten Nachrichten erscheinen kommende Woche im Verlag De Gruyter Oldenbourg. Darin kann jedermann nachlesen, wie der lautstarke Antikommunist Strauß den legendären Milliardenkredit westdeutscher Banken an die marode DDR einfädelte - und über andere Unionspolitiker lästerte.
Über Helmut Kohl, seinen Dauerrivalen, sagte Strauß, der Kanzler sei "wie ein Pudding, wenn man ihn festnageln will, rutscht alles herunter". Kohls Kanzleramt sei ein "schlecht organisiertes Chaos", in dem jeder mache, was er wolle. Als Strauß wieder einmal mit Kohl aneinandergeraten war, berichtete er hinterher Schalck-Golodkowski, er habe Kohl "den Rat gegeben, es ausnahmsweise mal damit zu versuchen, das zu tun, was ich anrate, statt das Gegenteil".
Auch Walther Leisler Kiep, damals Schatzmeister der CDU, kam nicht gut weg. Der sei, so Strauß, "eine Null ohne jegliche politische Einflussnahme und ohne Perspektive". Ausdrücklich bat der Westdeutsche angesichts dieser Indiskretion um "strengste Geheimhaltung".
Als der SPIEGEL über die vertraulichen Verhandlungen berichtete, rätselte Strauß, wer wohl die Quellen des Magazins seien. Gegenüber Schalck-Golodkowski mutmaßte er, es bestünden "in einigen Etagen unterhalb Ihrer Ebene enge Verbindungen zum SPIEGEL", was der Stasi-Mann zurückwies. Später vermutete Strauß, der Kanzler oder der Kanzleramtschef würden Details an die Journalisten geben.
1983 und 1984 hatten westdeutsche Banken der DDR zwei Kredite in Höhe von drei Milliarden D-Mark gewährt - und damit diese vor dem Staatsbankrott gerettet.