Thüringer Landtag nach der Wahl Ein Viertel der Frauen ist raus

Thüringen war bis zur Wahl Vorreiter: Im alten Landtag saßen mehr Frauen als im Bundestag
Foto: Martin Schutt/ DPAIn den Länderparlamenten Deutschlands war Thüringen bislang Nummer eins: In dem kleinen Bundesland im Osten saß das weiblichste Parlament Deutschlands. Von 91 Abgeordneten waren 38 Frauen - also 42 Prozent der Parlamentarier. Das ist viel in einem Land, in dem große Volksparteien wie die CDU nur einen Frauenanteil von 26 Prozent unter ihren Mitgliedern haben. Zum Vergleich: Im Bundestag liegt der Frauenanteil bei 31 Prozent.
Nach der Thüringen-Wahl aber sieht das anders aus: Von den 90 Sitzen, die es künftig im Landtag geben wird, sind nach dem vorläufigen Ergebnis nur noch 28 mit Frauen besetzt. Das entspricht 31 Prozent der Abgeordneten.
Der Grund: Zwar hat die Linke - die sowohl Plätze auf der Wahlliste, als auch Direktkandidaturen gleichmäßig zwischen Männern und Frauen verteilt - die meisten Stimmen im Land geholt. Doch die Grünen, die ebenfalls auf Parität setzen, stellen nur eine kleine Fraktion. Auch die SPD hat bei acht Sitzen im Parlament nicht viele Möglichkeiten - immerhin gehen vier ihrer Sitze an Frauen.
Kaum Frauen mit Direktmandaten
Die AfD hingegen erreicht 22 Mandate, von denen allerdings nur drei an Frauen gehen. Die CDU hat zwar ihre Wahlliste quotiert, wie sie es auch schon bei der Wahl in Sachsen getan hatte. Doch die Partei hat stark an Stimmen verloren und gewann ausschließlich Direktmandate. So gehen nur zwei der 21 Mandate an Frauen.
Schließlich hatten sich in den 44 Wahlkreisen nur zwölf weibliche CDU-Mitglieder um Direktmandate beworben. In der vergangenen Legislatur waren zehn der 34 CDU-Landtagsabgeordneten weiblich.
Bei den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen ließ sich ähnliches beobachten:Brandenburg hatte bislang nach Thüringen die zweitmeisten Frauen im Landtag, mit der Wahl sank der Anteil um acht Prozentpunkte: Nun beträgt er dort noch knapp 32 Prozent.
Nur 113 Frauen zur Wahl angetreten
Bei der Thüringer Landtagswahl am vergangenen Sonntag hatten sich 399 Personen zur Wahl gestellt - nur 113 von ihnen waren Frauen.
Bei der nächsten Landtagswahl, die regulär in fünf Jahren stattfindet, dürften die Verhältnisse zwangsläufig anders aussehen: Denn dann greift das Paritätsgesetz, das Thüringen in diesem Jahr als zweites deutsches Bundesland nach Brandenburg verabschiedet hat. Das Gesetz schreibt vor, dass die Listenplätze aller Parteien zu Landtagswahlen künftig abwechselnd mit Frauen und Männern besetzt werden müssen.
Allerdings sind Direktkandidaten nicht von dieser Regelung berührt. Ergebnisse wie das der CDU sind also weiterhin möglich, so lange die Regelung nicht ausgeweitet wird.
Experten, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, wie die Politikwissenschaftlerin Jessica Fortin-Rittberger, betonen, dass ein Paritätsgesetz die schnellste Möglichkeit ist, eine Gleichstellung in den Parlamenten zu erreichen. Doch sei es dabei wichtig, auch die Direktmandate zu bedenken - so, wie es etwa in dem französischen Modell der Fall ist.
Frankreich ist im europäischen Vergleich eines der Länder mit der höchsten Frauenquote im Parlament. Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten, Gleichberechtigung in der Politik zu fördern. Parteien in Schweden haben sich etwa eigene Quoten gegeben - Schweden ist das Land mit den meisten Frauen in der Regierung.