Freigelassene Journalisten zurück in Deutschland
"Ich zittere immer noch"
Das Bangen hat ein Ende. Außenminister Westerwelle hat die beiden in Iran freigelassenen "BamS"-Reporter nach Deutschland begleitet. Kanzlerin Merkel zeigte sich erleichtert, die Angehörigen der Männer sind euphorisch: "Da heulen Sie einfach nur vor Freude."
Berlin/Teheran - Nach mehr als vier Monaten in iranischer Haft sind die beiden "Bild-am-Sonntag"-Reporter wieder in Deutschland. Begleitet von Außenminister Guido Westerwelle landeten sie am frühen Sonntagmorgen in Berlin. Der FDP-Chef war eigens in die iranische Hauptstadt geflogen, um die Journalisten mit einem Regierungsflugzeug zurück nach Deutschland zu holen.
Die beiden Männer waren am Samstag in der iranischen Provinzhauptstadt Täbris freigelassen worden. Sie waren am 10. Oktober 2010 beim Versuch verhaftet worden, den Sohn und den Anwalt von Sakine Mohammadi Aschtiani zu interviewen. Die Frau war wegen Ehebruchs zum Tode verurteilt worden. Nach offiziellen Angaben mussten die beiden Deutschen jeweils 35. 700 Euro Geldbuße zahlen.
Die Urteile seien wegen "Vergehen gegen die nationale Sicherheit" ergangen, zitierte die Agentur Isna die Justizbehörden.
Mit großer Freude und Erleichterung haben die Angehörigen der beiden Männer auf die Freilassung reagiert. Der Vater des Fotografen Jens Koch, 29, Andreas Hartmann, sagte über den Moment, an dem er von dem Freikommen erfuhr: "Mir sind die Tränen in die Augen geschossen. Da heulen Sie als Vater einfach nur vor Freude. Ich glaube, ich habe am Telefon gar nichts gesagt, nur zugehört und hemmungslos geweint. Ich zittere immer noch. Dann bin ich zum Fernseher. Ich wollte in den Nachrichten sehen, was ich eben gehört hatte."
Die Schwestern des Redakteurs Marcus Hellwig, 45, Miriam Lobinsky und Christina Hellwig, sagten der "BamS": "Wir sind dankbar und glücklich und freuen uns, dass das lange Bangen und Hoffen doch noch ein gutes Ende gefunden hat."
Erleichtert zeigte sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Ich bin sehr froh, dass Marcus Hellwig und Jens Koch endlich als freie Menschen zu uns nach Deutschland zurückkehren können", sagte Merkel "Bild am Sonntag".
"Ich hoffe, sie erholen sich bald - körperlich wie seelisch - und können die schlimmen Erlebnisse der letzten Monate überwinden. Meine Gedanken sind auch bei ihren Familien, für die eine schwere Zeit der Ungewissheit jetzt ein Ende hat."
Die Kanzlerin sprach zugleich ihren Dank aus: "Ich danke allen im Auswärtigen Amt in Berlin und der deutschen Botschaft in Teheran, die in den letzten Monaten unermüdlich für diese Freilassung gearbeitet haben. Und ich danke all jenen in Deutschland, die durch ihr Engagement immer wieder dafür gesorgt haben, dass Marcus Hellwig und Jens Koch sich nicht vergessen fühlten."