Proteste in Berlin Greta Thunberg nennt Deutschland einen der größten »Klima-Schurken«

Kurz vor der Bundestagswahl demonstriert Fridays for Future für mehr Klimaschutz. In Berlin machte Greta Thunberg der deutschen Regierung schwere Vorwürfe. Alle drei Kanzlerkandidaten reagierten auf die Massendemo.
Thunberg auf der Bühne in Berlin

Thunberg auf der Bühne in Berlin

Foto: Chris Emil Janssen / imago images/Chris Emil Janßen

Die schwedische Initiatorin von Fridays for Future, Greta Thunberg, hat Deutschland kurz vor der Bundestagswahl als »einen der objektiv größten Klima-Schurken« bezeichnet. »Deutschland ist der viertgrößte Kohlenstoffdioxid-Emittent in der Geschichte, und das bei einer Bevölkerung von 80 Millionen Menschen«, sagte Thunberg am Freitag bei einer großen Demonstration vor dem Bundestag.

In ihrer Rede, die von Applaus und Zustimmung begleitet wurde, forderte sie eine Veränderung des »Systems«. Man könne sich aus der Krise nicht »herausinvestieren, -bauen oder -kaufen«, so Thunberg. »Und je länger sie so tun, als könnten wir die Krise innerhalb des heutigen Systems lösen, desto mehr Zeit verlieren wir.«

Demonstrationen an mehr als 400 Orten in Deutschland

Tausende Demonstrantinnen und Demonstranten versammelten sich am Freitag auf der Wiese vor dem Reichstag, auch die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer sprach. Thunberg verließ am Nachmittag gemeinsam mit Neubauer unter Polizeischutz den Platz vor dem Reichstagsgebäude, wie eine dpa-Reporterin berichtete. Zuvor hatten drei Männer die Klimaaktivistin bedrängt und beleidigt.

Insgesamt waren für Freitag weltweit 1500 Veranstaltungen geplant, in Deutschland laut Veranstalter allein an mehr als 470 Orten. Allein in Berlin sprachen die Organisatoren von 100.000 Teilnehmern. Eine Einschätzung zur Teilnehmerzahl der Berliner Polizei gibt es bisher noch nicht.

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Alle drei Kanzlerkandidaten reagierten am Freitag auf die Demonstration. Grünenkandidatin Annalena Baerbock zeigte sich am Vormittag kurz an einem der Treffpunkte der Demonstrantinnen und Demonstranten. Später twitterte sie: »Die Wahl am Sonntag ist eine Klimawahl. Ich will, dass die nächste Bundesregierung eine Klimaregierung wird und das geht nur mit starken Grünen.«

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz schrieb auf Twitter: »Dass heute Klimastreik ist, ist richtig. Klimapolitik gehört zu den wichtigen Themen, über die bei dieser Wahl entschieden wird!« »Fridays for Future Germany« antwortete ihm: »Wir wollen die gute Stimmung ja nicht zerstören – aber wir bestreiken heute DEINE Regierung, Olaf.«

Luisa Neubauer und Greta Thunberg in der Menschenmenge

Luisa Neubauer und Greta Thunberg in der Menschenmenge

Foto: Chris Emil Janssen / imago images/Chris Emil Janßen

Unionskandidat Armin Laschet sagte: »Deutschland muss beim Klimaschutz schneller und besser werden.« Das sei der CDU klar. Das Ziel sei, weltweit so schnell wie möglich Klimaneutralität zu erreichen. Dies sei allerdings eine Aufgabe, die nur global gelöst werden könne. Zudem müssten Arbeitsplätze erhalten werden.

Aktivistin Neubauer ging Scholz und Laschet in ihrer Rede direkt an. »Einen Sommer lang musste sich Olaf Scholz anhören, dass sein durchgeknallter Plan, Kohle bis 2038 laufen zu lassen, zum Scheitern verurteilt ist«, sagte Neubauer. »Wir haben die Parteien dazu gezwungen, einen Sommer lang über Klimapolitik zu reden, obwohl ihre Programme dafür nicht ausreichen, und das wissen sie auch selbst. Kein Wunder, dass Sie dann lügen müssen, Herr Laschet.«

slü/dpa
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