Gewalt in Fußballstadien Friedrich droht mit Abschaffung der Stehplätze

Relegationsspiel Düsseldorf gegen Hertha: Feurige Proteste Berliner Fans
Foto: Marius Becker/ dpaGöhren-Lebbin - Es ist eine Warnung des Bundesinnenministers Hans-Peter Friedrich (CSU) an die Hooligans in den Fußballstadien: Er droht den Fans mit dem Verbot von Stehplätzen. Wenn diese nicht vernünftig würden, bleibe nichts anderes übrig als das Thema Stehplatzverbot auch umzusetzen, sagte der CSU-Politiker zu Beginn der Innenministerkonferenz am Mittwoch im mecklenburgischen Göhren-Lebbin.
In anderen europäischen Ländern, etwa der englischen Premiere League, sei man diesen Schritt bereits gegangen. "Als Fußballfan hoffe ich, dass es nicht so kommt, dass es in Deutschland wie in anderen Ländern bald nur noch Sitzplätze in den Stadien gibt", sagte der CSU-Politiker. An die Adresse der Fußball-Anhänger sagte er, entscheidend sei bei allem: "Die Fans haben es selber in der Hand!"
Zuletzt war es bei dem Relegationsspiel zwischen den Vereinen Herta BSC Berlin und Fortuna Düsseldorf zu chaotischen Szenen gekommen. Fans entzündeten immer wieder Feuerwerkskörper, Hunderte Menschen stürmten vor dem Abpfiff auf das Spielfeld. Die Berliner hatten wegen der Vorkommnisse Protest gegen die Wertung eingelegt, scheiterten aber sowohl vor dem Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) als auch in der Berufung vor dem DFB-Bundesgericht.
"Die Stehplätze gehören abgeschafft"
Friedrich erhöhte auch den Druck auf die Vereine: Er erwarte, dass alle 56 Clubs der ersten drei Fußball-Ligen sich ein einheitliches und klares Regelwerk gäben und dieses bundesweit umsetzten. Es könne nicht sein, dass einige Vereine Fanprojekte und das Thema Sicherheit in Stadien sehr ernst nähmen, während andere augenzwinkernd "so ein bisschen Pyrotechnik und Fankultur" durchgehen ließen. Noch vor Ende der Sommerpause sollen die Vereine ein Handlungskonzept vorlegen.
Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, hatte bereits hohe Strafzahlungen für Vereine und die Abschaffung der Stehplätze in deutschen Stadien gefordert. "Die Stehplätze gehören abgeschafft, die Zäune erhöht und bei jeder Ausschreitung sollten für den Verein 100.000 Euro fällig werden", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Zuvor hatte sich Friedrich bereits offen für den Vorstoß gezeigt, Hooligans auch mit Hilfe elektronischer Fußfesseln zu kontrollieren. Wenn eine Einigung mit Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger über eine Gesetzesänderung möglich wäre, sei er durchaus für eine solche Maßnahme. Generalbundesanwalt Harald Range hatte Fußfesseln als Möglichkeit angeregt, um Krawallmacher von Stadionbesuchen abzuhalten.