Laschet-Nachfolge Merz deutet Kandidatur für CDU-Vorsitz an

CDU-Politiker Merz: »Wenn wir nur Fundamentalopposition betreiben, dann werden wir noch länger in der Opposition bleiben als vier Jahre«
Foto: via www.imago-images.de / imago images/Political-MomentsDieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Der CDU-Politiker Friedrich Merz hat angedeutet, für den Parteivorsitz zu kandidieren. »Ich neige dazu, das zu tun«, sagte Merz am Samstagabend bei einem Auftritt vor dem Bundesverband der Lesben- und Schwulen in der Union (LSU), wie der SPIEGEL von Teilnehmern erfuhr.
Es gehe allerdings nicht nur um seine Person, die Zukunft der CDU müssten nun mehr Christdemokraten in die Hand nehmen als nur einer. »Ich spreche natürlich mit vielen«, sagte Merz demnach. »Mir ist völlig klar, dass das Bild der CDU nicht allein bestimmt werden kann von weißen Männern aus Nordrhein-Westfalen. Wir müssen da sehr viel breiter aufgestellt werden. Und ich bemühe mich, auch das mitzuermöglichen.« Es werde »innerhalb der nächsten Woche« Klarheit geben.
Merz erhöht damit den Druck auf seinen möglichen Rivalen Norbert Röttgen, ebenfalls Mitstreiter für eine Kandidatur zu präsentieren. Röttgen, der im Januar bereits gegen Merz und Armin Laschet für den CDU-Vorsitz kandidierte, sondiert seit einigen Wochen im Hintergrund seine Chancen. Am Wochenende erhielten seine Ambitionen allerdings einen Dämpfer. Die rheinland-pfälzische CDU-Politikerin Ellen Demuth, die der Außenpolitiker im Januar noch als Chefstrategin präsentiert hatte, kündigte an, nun nicht mehr in dessen Team zu sein. Es gebe unterschiedliche Auffassungen über die personelle Neuaufstellung der CDU, sagte sie dem Sender »n-tv«. Sie wünsche Röttgen »alles Gute«. Dass Demuth ins Lager von Merz überläuft, gilt allerdings als ausgeschlossen.
Die CDU will nach dem historischen Debakel bei der Bundestagswahl den nächsten Vorsitzenden per Mitgliederbefragung bestimmen. Nominierungen sind bis zum 17. November möglich, anschließend beginnt die Vorstellungsphase. Ab dem 3. Dezember soll abgestimmt werden. Der neue Vorsitzende soll schließlich auf einem Parteitag im Januar bestätigt werden. In der CDU wird weithin damit gerechnet, dass der 65-jährige Merz und der 56 Jahre alte Röttgen antreten. Überraschungskandidaturen seien aber weiterhin möglich, heißt es in der Partei. Zu den potenziellen Interessenten werden auch der Fraktionsvorsitzende Ralph Brinkhaus sowie Gesundheitsminister Jens Spahn gezählt.
Merz warnte die CDU bei seinem Auftritt vor der LSU Teilnehmern zufolge davor, in der Opposition zur destruktiven Kraft zu werden. »Wenn wir nur Fundamentalopposition betreiben, dann werden wir noch länger in der Opposition bleiben als vier Jahre«, sagte er. Die Union müsse nun wieder lernen, selbstständig zu arbeiten und die Arbeit der kommenden Regierung kritisch, aber konstruktiv zu begleiten. Man müsse jederzeit in der Lage sein, die Regierung zu übernehmen, so Merz.